Hannover 96

Saison 2001/02, 28.Spieltag


SV Waldhof Mannheim - Hannover 96 0:1 (0:0)


Waldhof Mannheim: Nulle - Hoersen, Santos, Boukadida, Fickert - Zinnow, Trares, Montero, Everaldo - Teber, Klausz / Trainer: Egli

Hannover 96: Sievers - Stefulj, Linke, Zuraw, Rose - Lala, Krupnikovic, N'Diaye - Simak, Stendel, Casey / Trainer: Rangnick

Eingewechselt: 84. Ivanov für Fickert - 76. Schäfer für Rose

Tore: 0:1 Stendel (77.) - Schiedsrichter: Dr. Wack (Biberach) - Zuschauer: 6 020 - Gelbe Karten: Klausz - N'Diaye


Stendel macht Weg für 96-Aufstiegsfeier frei
Sie haben 65 Punkte. Gegen Schweinfurt wird gefeiert.

1:0 in Mannheim – 96 tat sich Montagabend schwer. Mit nun 65 Punkten kann die Aufstiegsfeier für das Spiel am Ostersamstag gegen Schweinfurt aber vorbereitet werden. 

Auch der noch: Der frühere 96-Profi Reinhard Stumpf, jetzt so genannter Cheftrainer in Kaiserslautern und doch nur Assi von Teamchef Andreas Brehme, war ins nahe Mannheim gekommen, um noch einmal live einen Auftritt von Jan Simak zu genießen. Wegen des Lauterer Wunschspielers hatte es Montag vor dem Spiel ein neues Störfeuer von Berater Roger Wittmann gegeben. 

In der Tageszeitung „Die Welt“ behauptete er, Klubchef Martin Kind habe ihm in einem geheimen Gespräch signalisiert, zum Saisonende könne man über einen Simak-Transfer sprechen. Offenbar habe der 96-Boss aber Ralf Rangnick nicht davon unterrichtet, anders könne er sich die Angriffe des 96-Trainers nicht erklären. Wittmann warf Rangnick „Populismus“ und „Effekthascherei“ vor und scheint in dem auch für ihn unerquicklichen Transfer-Gezocke einen Keil zwischen die 96-Entscheidungsträger treiben zu wollen. Rangnick jedoch lässt das nicht zu. „Es war“, bekräftigte er, „von meinem ersten Tag in Hannover an alles mit Herrn Kind abgesprochen.“ Der übrigens war auch im Carl-Benz-Stadion und prüfte, ob Hannovers Problemprofi diesmal artig und beflissen seinen Dienst tat. Er sah einen Stotterstart von Simak und 96. Die beste Offensive im deutschen Profifußball (73 Treffer) kam nicht so recht in Schwung, auch weil Hannovers bemühte Nummer zehn sich immer wieder festdribbelte. 

Im Glauben an den sicheren Aufstieg habe „bei einigen Spielern wohl schon die Spannung nachgelassen“, hatte Rangnick schon nach der unbefriedigenden Nullnummer in Oberhausen festgestellt. Es schien, als habe er sie noch nicht wieder aufbauen können. Gut, der sandige, holprige Boden in Mannheim verhinderte technische Finessen – aber die feste Ordnung, den ganz großen Zug im 96-Spiel vermisste man. So kam Mannheim nach flotten Attacken über die linke Seite anfangs zu bedenklichen Gelegenheiten, die Klausz (2., 11. Minute), Boukadida (17.) und Tebert (18.) glücklicherweise vergaben. 96 bekam die Partie erst nach 20 Minuten in den Griff. Daniel Stendel trat den Ball einmal gegen den Pfosten (22.) und zweimal (27., 42.) drüber. 

Und Simak? Schien mit einem wuchtigen Schuss allen Ärger über das mäßige Spiel und vielleicht auch das Transfertheater ablegen zu wollen. Das Tor jedenfalls vibrierte heftig, als der Ball am Lattenkreuz landete (31.). Simak war bemüht und drehte sich bisweilen wie ein Brummkreisel um seine Gegenspieler – gebracht hat es auch in Hälfte zwei nicht viel. Simak versuchte sich noch einmal vergeblich mit einem Schuss aus 15 Metern (54.), auch Stendel hatte wieder mal kein Glück (63.). 

Das Niveau des Spiels verflachte zusehends, doch – hoppla – plötzlich war der Ball im Tor. Der eckige Conor Casey hatte im Strafraum den Ball geschickt angetippt, und als Stendel dem Ball endlich die richtige Richtung gab (vom Pfosten ins Tor), wurde aus der mühsamen Partie jedenfalls punktemäßig noch eine runde Sache. Sogar Simak bedankte sich schließlich – nach sanftem Druck von Rangnick – bei den 96-Fans für die Unterstützung. 

Die Reaktionen:

96-Trainer Ralf Rangnick: Ich denke, dass wir jetzt den Aufstieg perfekt gemacht haben. Da müsste es mit allen Teufeln der Welt zugehen, wenn es nicht klappen sollte. Aber damit haben wir die Saison nicht ad acta gelegt. Ich hoffe, dass am Sonnabend ganz Hannover auf den Beinen ist. Wir wollen noch einmal das zeigen, was uns die ganze Saison ausgezeichnet hat. 

Mannheims Trainer André Egli: Hannover hat erwartet stark begonnen, die erste Halbzeit dominiert. In der zweiten Hälfte sind wir frecher geworden. Das Tor fiel zu einem Zeitpunkt, als ich dachte, wir könnten das Spiel gewinnen.

Jörg Sievers: Wir wollten gewinnen, wir haben gewonnen. 65 Punkte müssten reichen für den Aufstieg.

Daniel Stendel: Die erste Liga ist unser größtes Ziel. Das haben wir jetzt so gut wie erreicht. Mannheim ist mein Lieblingsgegner, nach zwei Toren im Heimspiel habe ich jetzt wieder eins geschossen.

Babacar N’Diaye: Das war kein leichtes Spiel. Die Mannheimer haben sich nur hinten reingestellt und auf Konter gelauert. 

Carsten Linke: Der Sieg war vollauf verdient. Mannheim hatte kaum eine Chance aus dem Spiel heraus. Wir hätten viel höher gewinnen können.

96-Chef Martin Kind: Das war ein wichtiger Sieg und der entscheidende Schritt zum Aufstieg.

Die Einzelkritik:

Jörg Sievers: Bekam die Beine schnell zusammen, als ihn Teber tunneln wollte. Lichtblick im eher faden Spiel. 

Danijel Stefulj: Rechts draußen nicht gut aufgehoben. Der lange und schnelle Everaldo machte ihm zu viele Probleme.

Carsten Linke: Nach seiner schwachen Leistung in Oberhausen diesmal ohne Panne. Sehr aufmerksam. 

Dariusz Zuraw: Er macht halt sein Zeug. 

Marco Rose: Stolperte bei einer seiner ersten Berührungen über den Ball. Danach übervorsichtig, mit Zwei-Meter-Sicherheitspässen. Brachte keinen Druck nach vorn. 

Altin Lala: Das 96-Rumpelstilzchen ist nach zwei Spielen Pause wegen einer Bauchmuskelzerrung wieder da. War auch der Einzige, der sich zu Recht in der eher schläfrigen ersten Halbzeit aufregte. Grund war eine Kopfnuss, die ihm Trares verpassen wollte. Gut, dass er nicht zurückschlug. 

Nebojsa Krupnikovic: Wollte was zeigen, schließlich gehts heute um seinen neuen Vertrag. Wollte die Kugel immer wieder haben, kam aber auch nicht richtig ins Rollen. 

Jan Simak: Arbeitsverweigerung sieht anders aus. Eher war das schon Torverweigerung, weil er den Ball auch nicht über die Linie brachte.

Daniel Stendel: Viermal stand er kurz davor, sein 15. Saisontor zu erzielen. Dann ging doch noch einer rein, und Stendel erreichte das auf seiner Internet-Seite ausgegebene Saisonziel von 15 Toren. Glückwunsch auch. 

Conor Casey: Legte wiederholt gut auf, sonst nicht so gut aufgelegt. 

Babacar N’Diaye: Bei ihm stimmt jedenfalls im Unterschied zu Salif Keita das Preis-Leistungsverhältnis. Er verdient ja nicht so viel und ist dafür ganz schön viel gerannt.

Oliver Schäfer: Dass der Ex-Lauterer noch mal zum Einsatz kam zeigt, wie groß die Personalnot in der Abwehr war.

(Quelle: Neue Presse, 26.03.02)


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