Hannover 96 | Saison 2001/02, 24.Spieltag |
Rot Weiß Oberhausen - Hannover 96 0:0 |
RW Oberhausen: Adler - Ciuca, Raickovic, Judt, Wojtala - Lipinski, Luginger, Scharpenberg, Rösler - Rietpietsch, Obad / Trainer: Ristic
Hannover 96: Sievers - Stefulj, Linke, Zuraw, Rose - Nehrbauer, Simak, Krupnikovic - Stendel, Casey, Keita / Trainer: Rangnick
Eingewechselt: 68. Müller für Rösler, 84. Vier für Rietpietsch, 85. Beliakov für Obad - 61. N'Diaye für Keita, 89. Mikolajczak für Simak
Tore: Fehlanzeige - Schiedsrichter: Kammerer (Karlsruhe) - Zuschauer: 6 445 - Gelbe Karten: Rietpietsch - Stefulj, Stendel, Casey
Glückliche Nullnummer - Vorsprung wächst
Der Mann, um den es an diesem Abend ging, ging um 18.26 Uhr – und zwar auf den Platz. Als Jan Simak am Mittwoch erstmals Oberhausener Rasen betrat, spuckte er nicht in die Hände, sondern auf den Boden. Sollte das trotzdem ein Zeichen sein?
Ein Zeichen dafür, dass er für 96 das Letzte herausholen wollte? Nun ja, von der angedrohten Arbeitsverweigerung, falls er nicht nach Kaiserslautern wechseln dürfe, war jedenfalls nichts zu sehnen. Allerdings litt Simak zunächst auch nicht an Arbeitsüberlastung. Doch in einigen wenigen Momenten zeigte sich, warum das Transparent „Jan Simak? Auf die Bank bis 2005” im hannoverschen Fanblock zwar verständlich, aber nicht erfüllbar ist. Denn der Ausnahmefußballer, von Kleiderschrank Pawel Wojtala (1,92 Meter, 88 Kilo) beschattet, deutete immer mal wieder an, dass er es kann. Und zwar ein Spiel allein entscheiden. Allerdings fehlte es in der 21. und 30. Minute dann doch an wilder Entschlossenheit, als er zwei, drei Rot-Weiße überlaufen hatte, dann aber den Ball auf Thorsten Nehrbauer zurücklegte. Das war nicht der echte Simak.
Dass der Tscheche eine Nebenrolle spielte, lag daran, dass die 96-Abwehr im Mittelpunkt stand – und keine gute Figur machte. Vor der Pause lag Jörg Sievers bei Schüssen und Kopfbällen von Daniel Ciuca (5.), Jörg Lipniski (17. und 32.) sowie Adis Obad (21.) richtig. Allerdings hätte auch der Fast-Aufsteiger zwischendurch fast ein Tor erzielt: Conor Casey spielte sich im Simak-Stil frei und traf die Latte (27.). Für einen Tabellenführer dürftig.
Einen neuen Trend gabs nach dem Wechsel nicht. Die neuformierte 96-Abwehrkette (Rose für Cherundolo) versuchte weiter, sich zu finden. Aber es gab Chancen Caseys Kopfball hatten viele hinter der Linie gesehen – Schiedsrichter Stephan Kammerer nicht (54.) Dann fast die Führung für den Abstiegskandidaten. Obad traf aber nur den Pfosten (60.) Acht Minuten vor Schluss retteten Sievers und Aluminium. Um 20.46 Uhr humpelte Jan Simak vom Platz. Mit der Gewissheit, wieder ein Stück näher an der Bundesliga zu sein. Mit welchem Verein auch immer.
Die Einzelkritik:
Jörg Sievers: Die einfache Gleichung: Je besser 96 spielt, desto seltener muss der
Torwart eingreifen. Mittwoch hatte er viel zu tun, der Kapitän hechtete in die Lücken,
die die Oberhausener in die Abwehrkette rissen. Stark.
Danijel Stefulj: Nach dem Cherundolo-Ausfall auf rechts verschoben — und das war
Pech. Denn der Rangnick-Zögling Sascha Rösler machte Stefulj eine Menge Ärger.
Carsten Linke: Er hat ja viele gute Partien gemacht, diese war eine ganz schlechte.
Spielte den Oberhausenern dreimal den Ball in die Füße, jedesmal entstanden gefährliche Situationen — Linke war ein Sicherheitsrisiko.
Dariusz Zuraw: Ließ sich nicht so leicht vernaschen wie der Kollege neben ihm.
Rettete in der 82. Minute das Unentschieden, als er den Ball von der Linie kratzte.
Marco Rose: Hatte Eingewöhnungsprobleme, auf seiner linken Seite machte
Rietpietsch mächtig Wirbel. Steigerte sich in Halbzeit zwei.
Thorsten Nehrbauer: Verdiente sich eine gute F-Note, war fleißig. Aber auch seine
Pässe kamen zu selten an.
Nebojsa Krupnikovic: Im Zehn-Minuten-Takt tauchte er mal wieder auf und spielte
einen schönen Pass. Fand aber nicht den richtigen Rhythmus.
Jan Simak: Ein ordentliches Spiel unter besonderer Beobachtung. Manchmal betont
mannschaftsdienlich, arbeitete gut nach hinten, kam vorne aber nicht durch.
Daniel Stendel: Wie fast immer mit der höchsten Kilometerzahl auf dem Tacho. Aber
sein Motor lief nicht richtig rund.
Salif Keita: Hatte, von Casey wunderbar freigespielt, den Sieg auf den Füßen, als er
allein aufs Oberhausener Tor zu lief. Aber von Keita nichts Neues — er brachte ihn
nicht rein. Danach ausgewechselt.
Conor Casey: Sieht in seinem Bewegungsablauf schlimmer aus, als er spielt. Bester
Stürmer, schirmte den Ball gut ab, traf einmal die Latte. Kommt dem 96-Vertrag näher.
Babacar N'Diaye: Unspektakulär.
Christian Mikolajczak: Viel geschwitzt hat er nicht mehr.
(Quelle: Neue Presse, 21.03.02)