Hannover 96 | Saison 2001/02, 20.Spieltag |
Hannover 96 - SpVgg Unterhaching 1:0 (1:0) |
Hannover 96: Sievers - Cherundolo, Zuraw, Diouf, van Hintum - Linke, Nehrbauer - Simak, Krupnikovic - Kaufman, Stendel / Trainer: Rangnick
Unterhaching: Koltermann - Novak, Schuiteman, Strehmel, Lust - Schwarz, Sukalo, Bugera - Cizek - Jakomin, Rösler / Trainer: Adrion
Eingewechselt: 61. N'Diaye für Simak, 85. Casey für Kaufman - 65. Zimmermann für Sukalo, 69. Lexa für Bugera, 87. Straube für Lust
Tore: 1:0 Kaufman (37.) - Schiedsrichter: Trautmann (Florstadt) - Zuschauer: 26 389 - Gelbe Karte: Kaufman - Sukalo
Es muß nicht immer Spaßfußball sein
96 müht sich gegen Unterhaching. Simak
ist noch müde
1:0 gegen Unterhaching. Das war zäh – aber für die Roten war es der fünfte 96-Zweitligasieg in Folge. Zum ersten Mal in diesem Jahr war auch Jan Simak dabei. Sein Einsatz wirkte allerdings noch etwas müde.
96-Fans in Hochstimmung |
Um
16.46 Uhr hob Ralf Rangnick ab. Nach „dem ersten Sieg in meiner
Trainerkarriere gegen Unterhaching” riss der 96-Trainer die Arme in
die laue Februar-Luft und setzte zu einem kapitalen Freudensprung an.
Die Emotionen nach dem ungewohnt schweren 96-Sieg mussten raus, also
knuddelte Rangnick auch seinen Assistenten Mirko Slomka gleich ganz
fest. Seine neu formierte Elf (mit Linke und Nehrbauer im defensiven
Mittelfeld) hatte verkrampft begonnen gegen die mit zwei Viererketten
verteidigenden Hachinger. „Wir haben zu viel quer gespielt”,
erkannte Rangnick.
Das Geschehen auf dem huckeligen Rasenrechteck wirkte statisch, auch weil Trainerkollege Rainer Adrion den Absteiger „auf Konter eingestellt” hatte, wie er später zugab. Erst als 96 mit Steilpässen in die Spitze die Verkrustungen aufbrach, wurde es allmählich unterhaltsam für die 26 289 Zuschauer im Niedersachsen-Stadion. Die erste ernste Chance versiebte Mittelstürmer Jiri Kaufman aus acht Metern noch, Nebojsa Krupnikovic hatte ihn wunderbar freigespielt (34.). Drei Minuten später lebte aber Rückkehrer Jan Simak seinen Spieltrieb wieder aus, umdribbelte vier Gegenspieler – und legte sich den Ball etwas weit vor. Kaufman aber setzte energisch nach und traf nach einem Pressschlag zum 1:0 (37.). |
Seit dem Elfmeter-Versagen (beim 1:2) gegen Leverkusen schien der junge Tscheche etwas verunsichert. „Dieses Tor”, glaubt Kaufman aber, „gibt mir Selbstvertrauen.” Es war sein zehntes in dieser Saison. Weil er aber wie Stendel und Krupnikovic weitere Gelegenheiten ungenutzt ließ, blieb das Spiel unruhig. „Uns hat einfach das zweite Tor gefehlt”, wusste Steven Cherundolo.
Unterhaching spielte nach der Pause etwas risikofreudiger,
96 musste „hellwach bleiben” (Rangnick). Simak freilich war inzwischen
„sehr müde” geworden. Nach einem Muskelfaserriss vor drei Wochen hatte er
nur zwei Tage voll mit der Mannschaft trainieren können. Seine Waden waren
schon nach 45 Minuten verhärtet, „wir wollten keine Gefahr eingehen”, sagte
Rangnick, „auch im Hinblick auf das Spiel am Mittwoch in Bochum.” Also
musste Simak nach 60 Minuten raus. Auch ohne ihn hatte 96 noch ordentliche
Chancen, Stendel etwa (68., 72.), Cherundolo (78.) und N‘Diaye (89.). Es blieb
aber beim 1:0.
„Die drei Punkte sind wichtig”, weiß Kaufman, „wir können ja nicht immer Spaßfußball spielen.” Am Mittwoch also gehts schon weiter – mit den gestern gelb-gesperrten Danijel Stefulj und Altin Lala. Das beachtliche Bochumer 1:1 in Mainz bereitet Lala keine Sorgen: „Wenn wir unser Spiel durchziehen, können wir jeden schlagen.” |
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Die Reaktionen:
96-Trainer Ralf Rangnick: In den ersten 20 bis 25 Minuten haben wir uns schwer getan. Unterhaching hatte eine sehr defensive Grundhaltung. Schön, dass wir aber mal wieder zu Null gespielt haben.
Hachings Trainer Rainer Adrion: Glückwunsch! Hannover hat heute wieder einen großen Schritt auf ihrem Weg in die Bundesliga gemacht.
Steven Cherundolo: Es war schwer, weil sich Unterhaching auf Konter beschränkt hat. Wir haben aber phasenweise guten Fußball gespielt und hatten einige Chancen.
Jan Simak: Es war heute schwer für mich. Das 1:0 war allein Jiri Kaufmans Tor.
Daniel Stendel: Es war sicher nicht eines unserer glanzvollsten Spiele. Bis auf wenige Ausnahmen war der Sieg aber nicht in Gefahr.
Jörg Sievers: Man kann nicht in jedem Spiel eine überragende Leistung erwarten. Der Sieg war sehr wichtig.
Babacar N’Diaye: Das 1:0 reicht. Wir haben drei Punkte und damit unser Ziel errreicht.
Nebojsa Krupnikovic: Man kann nicht erwarten, das wir jedenfalls vier oder fünf Tore schießen. Der Platz war miserabel.
Aufsichtsrat Martin Biskowitz: Die prächtige Kulisse hätte die Mannschaft viel lauter unterstützen können.
Die Einzelkritik:
Jörg Sievers: Bei einem Vertrag, der nach Ballkontakten gestaffelt wäre, könnte er nicht reich werden. Griff kaum ein, aber einmal auch richtig daneben.
Steven Cherundolo: Ihm machts richtig Spaß zurzeit, seine Gegenspieler haben wenig zu lachen. Selbstbewusst, gibt nach vorne Gas, bremst hinten die Angreifer aus.
Dariusz Zuraw: Unauffällig, aber sehr effektiv. Erkennt, wenn es Ärger geben könnte und schlichtet frühzeitig. Es lag auch an ihm, dass 96 mal wieder zu null gespielt hat.
Dame Diouf: In der ersten Halbzeit schien er einen Magneten im Schuh zu haben. Nahezu jeder Ball, der Richtung 96-Tor kam, landete bei ihm. Zu Beginn der zweiten Hälfte zweimal nicht wach, danach wieder gewohnt aufgeweckt.
Marc van Hintum: Hatte einige unglückliche Szenen. Macht auf links im Unterschied zum rechten Kettenmann Cherundolo noch zu wenig nach vorne. Steigerte sich jedoch in der zweiten Hälfte.
Thorsten Nehrbauer: Wie der junge Stefulj – stark im Zweikampf, gut nach vorn. Eine echte Alternative zu den gesperrten Stefulj und Lala.
Carsten Linke: Ordentlicher Zerstörer im
Mittelfeld, gewohnt kopfballstark.
Nebojsa Krupnikovic: Geschwächt ins Spiel gegangen (Magenverstimmung). Weil Simak schwächelte, war er der Einzige, der den Schuss Genialität und etliche Zauberpässe ins 96-Spiel brachte. |
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Daniel Stendel: Gut als Vorbereiter, Dauerläufer und Zusteller. Bei drei guten Chancen wäre aber auch mal ein Tor drin gewesen.
Jiri Kaufman: Er macht halt das entscheidende Tor. Vor allem vorher, aber auch nachher mit unglücklichen Szenen.
Jan Simak: Nicht richtig fit, verfummelte sich oft. Aber er bereitete das Tor vor.
Babacar N’Diaye: Durch seine Einwechslung weckte der Trainer die Fans auf, die ihren Liebling Baba feierten wie keinen anderen.
Conor Casey: In Erinnerung blieb keine Szene mit ihm – keine gute, keine schlechte.
(Quelle: Neue Presse, 03.02.02)