Hannover 96

Saison 2001/02, 19.Spieltag


Alemannia Aachen - Hannover 96 2:4 (1:2)


Alemannia Aachen: Straub - Landgraf, Benthin, Heeren, Zernicke - Grlic, Rauw - Bayock, Pfipsen, Caillas - Daun / Trainer: Berger

Hannover 96: Sievers - Cherundolo, Linke, Diouf, Zuraw - Lala, Stefulj, Krupnikovic - Stendel, Kaufman, Keita / Trainer: Rangnick

Eingewechselt: 59. Xie für Caillas, 59. Diane für Bayock, 71. Bediako für Rauw - 46. N'Diaye für Keita, 72. Casey für Kaufman, 89. Nehrbauer für Krupnikovic

Tore: 0:1 Lala (29.), 1:1 Rauw (30.), 1:2 Diouf (32.), 1:3 N'Diaye (46.), 2:3 Daun (60.), 2:4 Casey (84.) - Schiedsrichter: Wagner (Hofheim) - Zuschauer: 13 512 - Gelbe Karten: Heeren, Bediako - Lala, Stefulj, Nehrbauer


Die Unschlagbaren jubeln schon wieder
Das sieht gut aus bei 96 und hat System - Aber gegen Haching gibt es neue Gesichter

Das geht gut los: 96 gewinnt 4:2 in Aachen

Die Mannschaft von Hannover 96 legte nach der Winterpause einen guten Start hin. 4:2 gewannen die Roten in Aachen. Aber: Lala und Stefulj sahen zum fünften Mal gelb und sind damit gesperrt.

Jochen, der Erste, ist ein schriller Vogel. Der aktuelle Aachener Karnevalskönig trägt einen Fasanenschweif auf seiner Kappe und erzählte den Fans im Stadion gestern vorm Anpfiff von wirren nächtlichen Phantasien: „Ich habe von einem 11:1 geträumt. Hauen wir heute Hannover weg?” Damit provozierte er freilich die unvermeidbare Antwort der 96-Fans: „Ihr seid nur ein Karnevalsverein …” 

Die Stimmung in dem engen Tivoli-Stadion jedenfalls war wie bei einer wilden Prunksitzung - nur deutlich aggressiver, was vor allem Altin Lala zu spüren bekam. Der Mittelfeld-Abräumer wurde bei jedem Ballkontakt als „Hurensohn” beschimpft, womit die hässliche Beziehung des Aachener Publikums zum wehrhaften Lala seine Fortsetzung fand. Schon in den vergangenen zwei Jahren war er böse beleidigt worden, diesmal allerdings schienen die Aachener Spieler die Treibjagd auf Lala mitmachen zu wollen. Moralische Hilfe immerhin kam von Hannovers Fans: „Lala macht das 1:0”, sangen sie, was wenig wahrscheinlich war, weil der noch kein Tor geschossen 

Beide Mannschaft beim Einlaufen

hatte in dieser Spielzeit. Und doch kam es so, Salif Keita legte im Liegen vor, Lala traf aus 14 Metern (29.).  Zuvor freilich hatte 96 „schon ein paar ganz dicke Möglichkeiten” vergeben, wie Trainer Ralf Rangnick später klagte. Weil sich seine Mannschaft darauf „zu lange mit dem Tor beschäftigt hat”, konnte Bernd Rauw (30.) schnell ausgleichen. Im nächsten Gegenzug traf Dame Diouf aber schon per Kopf zum 1:2, der dritte Treffer in drei Minuten. 

„Was Hannover hier spielt, hat schon System”, lobte der frühere Erstliga-Schiedsrichter Walter Eschweiler (aus Bonn). „Da ist die Schule Rangnick zu erkennen". Dass auch Babacar N‘Diaye dazugelernt hat, bewies er gleich nach der Pause. Baba war für den verletzten Keita (Zerrung oder Muskelfaserriss) in die Partie gekommen und traf schon nach 80 Sekunden nach feinem Zuspiel von Krupnikovic. „Ein optimaler Start” für Rangnick, „doch wir haben danach versäumt, endgültig alles klarzumachen.” 

Als Markus Daun in den Winkel des 96-Tors köpfelte, wurde es noch einmal hektisch (60.). Aachens Heeren verteilte Ellbogen-Checks gegen Krupnikovic (mit Gelb bestraft) und Lala. Weil Schiedsrichter Lutz Wagner aber den Überblick verlor, durfte der kantige Heeren weiter mitmachen. Ruhig wurde es am Tivoli erst wieder, als 96-Joker Conor Casey abstaubte und Aachens Torhüter Stephan Straub mit dem vierten 96-Treffer zum Narren machte (84.). 

Richtig böse konnte Aachens Trainer Jörg Berger seinen Spielern später nicht sein. „Gegen eine andere Mannschaft als Hannover hätten wir heute Punkte gemacht”, glaubt er. Das 96-Team freilich wird nächsten Sonntag gegen Unterhaching ein ganz anderes Gesicht bekommen. Lala und Stefulj sahen zum fünften Mal Gelb und sind gesperrt, auch Keita wird wohl fehlen. Die drei werden vermutlich durch Simak, Nehrbauer und van Hintum ersetzt. Auch nicht schlecht.
Tolle Stimmung im 96-Fanblock

Die Reaktionen:

96-Trainer Ralf Rangnick: Wir haben es über weite Strecken gut verstanden, das Spiel vom Tor wegzuhalten. Es war wichtig, gut in das neue Jahr reinzukommen, auch wenn es eine kurze Pause war. Es war - auch wenn man die nicht einfachen Bodenverhältnisse berücksichtigt - ein sehr ordentliches Spiel.

Aachens Trainer Jörg Berger: Unsere Fehler wurden gnadenlos bestraft. Hannover hat eine sehr gute Mannschaft, die nutzt ihre Chancen.

Dame Diouf: Es war ein gutes Spiel, wichtig sind die drei Punkte.

Jörg Sievers: Es war ein sehr schöner Sieg, es macht immer wieder Spaß, hier zu spielen.

Jiri Kaufman: Wir können mit dem Sieg hochzufrieden sein. Meine eigene Leistung sollen andere beurteilen. Es war nicht so schön für mich, raus zu müssen, als die Mannschaft unter Druck stand.

Salif Keita: Eine Superatmosphäre hier, wie in England. Schade, dass ich jetzt verletzt bin.

Daniel Stendel: In der ersten Halbzeit hätten wir noch mehr Tore machen müssen. Im Abwehrverhalten waren wir etwas anfällig, vor allem bei hohen Bällen.

96-Chef Martin Kind: Ein guter Start in die Rückrunde, diesmal passte alles zusammen.

Babacar N'Diaye: Man hat gemerkt, dass alle unbedingt den Sieg wollten.

Aachens Sportdirektor Jörg Schmadtke: Man hat gesehen, warum 96 da oben steht.

Die Einzelkritik:

Jörg Sievers: Gut, wenn ganz hinten einer steht, auf den sich die Mannschaft verlassen kann.

Steven Cherundolo: Riesig, der kleine Amerikaner. Deckte seine rechte Seite zu, auf der er sich immer wieder vorn einschaltete. Bereitete so das zweite Tor mit vor. Brachte viel Entlastung.

Carsten Linke: Köpfte enorm viele Flanken der Aachener raus, sehr gutes Stellungsspiel. Auch hatten seine Vorstöße Hand und Fuß.

Dame Diouf: Wieder ein starkes Stück von Diouf, obwohl er zwei Aussetzer hatte. Beim Ausgleich zum 1:1 pennte er gemeinsam mit dem Kollegen Linke. Beim Kopfball zum 2:3 ließ er seinen Gegenspieler Daun frei herumstehen.

Dariusz Zuraw: Für den verletzten Marc van Hintum auf der ungeliebten Position linken links. Bis auf eine unglückliche Szene, als ein Abwehrversuch zur Vorlage für den Gegenspieler führte, machte Zuraw hinten gut dicht.

Altin Lala: Wurde begrüße mit dem stadionweiten Gesang "Lala ist ein Hurensohn". Auf ihn wurde von Zuschauern und Spielern eine Treibjagd veranstaltet. Deshalb nicht so frei wie gewöhnlich. Bekam die fünfte gelbe Karte, fällt gegen Haching aus.

Danijel Stefulj: Klasse als Abfangjäger, gut nach vorn - nur sah auch er die fünfte gelbe Karte - gesperrt.

Nebojsa Krupnikovic: Gut im Spiel nach vorn, bereitete das dritte und vierte Tore vor. Als Aachen Druck machte, tauchte der Stratege zu oft ab.

Daniel Stendel: Ohne Torerfolg, aber dennoch mit dem Prädikat besonders wertvoll.

Jiri Kaufman: Beim dritten Tor beteiligt, ansonsten unglücklich wie bei einem Rettungsversuch, den e als Kerze in den eigenen Strafraum schlug.

Salif Keita: Vergab einmal freistehend, mit einer Zerrung zur Halbzeit raus.

Babacar N'Diaye: Den Einsatz hatte er sich verdient, und dann traf er auch noch bei seiner ersten Aktion - traumhaft.

Conor Casey: Eingewechselt, sein erstes Tor gemacht - ein amerikanischer Traum.

Thorsten Nehrbauer: Übte schon mal für Haching, wenn er für einen der Gesperrten (Lala, Stefulj) von Anfang an ran muss.

(Quelle: Neue Presse, 28.01.02)


Startseite