Hannover 96

Saison 2001/02, 17.Spieltag


Hannover 96 - SpVgg Greuther Fürth 3:1 (1:0)


Hannover 96: Sievers - Cherundolo, Diouf, Linke, Zuraw - Lala, Stefulj - Krupnikovic - Stendel, Keita, Kaufman / Trainer: Rangnick

SpVgg Greuther Fürth: Reichold - Boy, Unsöld, Mamic, Batista - Ruman, Surmann, Reichel - Azzouzi - Amanatidis, Dworrak / Trainer: Hach

Eingewechselt: 84. Mikolajczak für Keita, 90. Nehrbauer für Krupnikovic - 63. Reiss für Mamic, 63. Kioyo für Amanatidis

Tore: 1:0 Keita (28.), 2:0 Kaufman (55.), 2:1 Kioyo (83.), 3:1 Kaufman (89.) - Schiedsrichter: Gagelmann (Bremen) - Zuschauer: 22 185 - Gelbe Karte: Lala - Reiss, Azzouzi


96 - ein Wintermärchen
Zwei Kaufman-Tore, Verfolger abgeschüttelt. 
Hannover ganz kühl auf eisigem Boden

 3:1 gegen Fürth – 96 hat wieder einen Verfolger abgeschüttelt  

Es war nicht alles schlecht für Fürths Trainer Eugen Hach. „Wir haben ein richtig gutes Spiel gesehen. Trotz der schwierigen Bodenverhältnisse“ hielt er fest. Eine halbe Stunde allerdings wars wie Eiskunstlauf ohne Sprünge – die Profis drehten zwar lustige Pirouetten auf dem gefrorenen, oben aber angetauten Boden, die Höhepunkte jedoch fehlten. Der servicebewusste Nebojsa Krupnikovic ärgerte sich, dass „man dem Zuschauer auf diesem Untergrund nichts Schönes bieten kann“, was untertrieben war. Denn nach der mäßigen, von Fehlpässen und Ausrutschern geprägten Anfangsphase schienen sich die Spieler zu arrangieren mit den frostigen Bedingungen. Altin Lala wusste: „Man muss die Zweikämpfe gewinnen und genau nach vorne spielen.“ Genau so machte es also Steve Cherundolo, eroberte den Ball vom schwachen Brasilianer Batista und bediente Daniel Stendel. Dessen strammen Flachschuss konnte Reichold nicht festhalten, Salif Keita drückte den Ball ins Tor. Die Führung schien wie ein vorweihnachtliches Fürther Geschenk und war doch gezielt vorbereitet. 96-Trainer Ralf Rangnick hatte in den vergangenen Tagen hartnäckig mit den Seinen am Pressing gearbeitet. Das machte sich nun bezahlt, weil 96 „den Gegner zu Fehlern gezwungen“ (Rangnick) hat. So wurde Hälfte zwei für Rangnick und 96 „eine klare Sache“. Vor allem das 2:0 dürfte die hannoverschen unter den 22.185 Fans erwärmt haben: Cherundolo spielte Doppelpass mit Stendel und flankte präzise in die Mitte zum coolen Torschützen Jiri Kaufman. Dieser Spielzug hätte die Note 6,0 verdient, um noch einmal die Sprache der Eiskunstläufer zu bemühen. Kaufman hatte in der Pause das Schuhwerk gewechselt. Auf Noppenschuhen (vorher Nocken) schloss er „an seine Leistung vom Spiel in Duisburg an“ (Rangnick). Erstmals aber stand Krupnikovic, der gestern als bester 96-Profi doch sehr kundenfreundlich agierte, wieder im Mittelpunkt. Sein feiner Treffer (nach Freistoß von Stefulj) schien die Partie endgültig zu entscheiden, doch Linienrichter Norbert Grudzinski vermasselte im die Tour und erkannte auf Abseits – eine krasse Fehlentscheidung.

Als Francis Kioyo per Kopf auf 1:2 verkürzte (83.), zitterte Rangnick noch ein wenig, weil „so ein Spiel dann noch ganz, ganz dumm laufen kann“. Clever und einfach elegant aber, wie Krupnikovic rechts außen Batista austanzte und mit dem Außenrist flankte. Wieder war Kaufman da und schaffte das erlösende 3:1 (89.). Man hat gesehen, dass wir nicht auf Jan Simak angewiesen sind“, analysierte 96-Torhüter Sievers zufrieden. Donnerstag geht’s als Zweiter der zweiten Liga ohne den gesperrten Ballzauberer gegen Union Berlin. Herbstmeister wurde Mainz (1:0 gegen Union). Aber wen interessiert das schon?

Die Reaktionen:

96-Trainer Ralf Rangnick: Es war heute wegen des Bodens ein bisschen ein Lotteriespiel. Für die Mannschaft ist das Bewusstsein wichtig, dass wir nur schwer zu schlagen sind.

Fürths Trainer Eugen Hach: Der Unterschied zwischen uns und einer Spitzenmannschaft sind die Stürmer. Hannovers Angreifer haben einfach ihre Tore gemacht.

96-Chef Martin Kind: Ich bin sehr glücklich, dass die Mannschaft so konstant gut spielt.

Altin Lala: Wir haben prima kombiniert und wunderschöne Tore geschossen.

Carsten Linke: Wir haben uns nicht rauslocken lassen. Erst in der zweiten Hälfte hatte Fürth einige Chancen.

Steven Cherundolo: Auf so einem Boden muss man erst kämpfen und kann dann erst Fußball spielen.

Die Einzelkritik: 

Jörg Sievers: Sah nur bei dem Gegentor nach einer Ecke nicht richtig gut aus, als der Kopfball Kioyos langsam hinter ihm ins Netz fiel.

Steven Cherundolo: Angriffslustig wie ein Tiger, der lange nichts zu fressen bekommen hat. Auf seiner starken rechten 96-Seite lief viel, bei zwei Toren legte Cherundolo tierisch gut vor.

Dame Diouf: Abgeklärt und kopfballstark. Stand meist richtig.

Carsten Linke: Hatte es als großer Spieler besonders schwer auf dem gefrorenen Boden. Passte aber gut auf.

Dariusz Zuraw: Eigentlich Innenverteidiger, von Rangnick aber als Aufbauhilfe auf die linke 96-Seite abkommandiert. Der Trainer lobte ihn zwar für ein nahezu fehlerfreies Spiel, aber das haben wir anders gesehen. Fiel mal einfach so um, etliche Fehlpässe.

Altin Lala: Nicht so auffällig, aber dennoch enorm wichtig fürs Team. Für uns das Auge des 96-Spiels – er sieht fast immer richtig voraus, wann er welchen Gegenspieler angreifen muss.

Danijel Stefulj: Sein Spiel lebt viel von der Kraft und seiner Wucht, was auf dem glatten Boden nicht richtig zündete.

Nebojsa Krupnikovic: Wenn Jan Simak nicht dabei ist, kommts umso mehr auf ihn an. Wenn Krupnikovic dann ohne Assistenten so zaubert wie gestern, muss sich Rangnick keine Sorgen machen. Ein schönes Tor nach einem Freistoß pfiff ihm der Schiedsrichter ab; die Abseitsentscheidung war ein Witz. Dann sprintete der zu Saisonbeginn noch Konditionsschwache kurz vorm Abpfiff allen Fürthern davon und bereitete das 3:1 vor.

Daniel Stendel: Das 1:0 war eigentlich sein Tor, Keita brauchte nur über die Linie zu drücken. Gewohnt laufstark und kombinationssicher.

Jiri Kaufman: Erste Halbzeit mau, lederte dann mit den neuen Schuhen und zwei Toren Fürth ab.

Salif Keita: Erzielte ein Tor, was aber nicht schwer war. Bemüht, gewann sogar Zweikämpfe.

Christian Mikolajczak: Kam nicht mehr richtig ins Schwitzen.

Thorsten Nehrbauer: Durfte noch auf dem Platz mitfeiern.

(Quelle: Neue Presse, 17.12.01)


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