Hannover 96

Saison 2001/02, 16.Spieltag


MSV Duisburg - Hannover 96 2:6 (1:4)


MSV Duisburg: Brasas - Keidel, Drsek, Tweed - Güvenisik, Zeyer, Gruev, Grzelak - Wolter, Ebbers / Trainer: Littbarski

Hannover 96: Sievers - Cherundolo, Zuraw, Diouf, Rose - Lala, Stefulj, Krupnikovic - Stendel - Kaufman, Stendel / Trainer: Rangnick

Eingewechselt: 35. Vana für Gruev, 60. Voss für Vana, 73. B. Köhler für Zeyer - 60. Mikolajczak für Rose, 73. Nehrbauer für Stefulj, 78. Keita für Simak

Tore: 0:1 Stendel (15.), 0:2 Kaufman (25.), 0:3 Diouf (31.), 0:4 Simak (31.), 1:4 Ebbers (38.), 1:5 Kaufman (55.), 1:6 Krupnikovic (72.), 2:6 Wolters (81.) - Schiedsrichter: Aust (Köln) - Zuschauer: 8 005 - Gelbe Karte: Güvenisik, Keidel, Tweed - Lala, Rose, Zuraw


Die 96-Unschlagbaren berauschen sich weiter
Traumhaft effektiv bei Littbarski. Es ist so leicht wie im Training.


Also gut. Carsten Wolters sprach aus, was viele genervte Zweitligaprofis schon von den Unschlagbaren aus Hannover gedacht haben mögen: „Die sind jetzt fällig.“ So machte der Duisburger Mittelfeldspieler den bemitleidenswerten MSV-Fans im Wedau-Stadion nach nur einem Sieg in sieben Heimspielen Mut.´Auch die „Zebraholiker“ wollten sich berauschen lassen von einem Fußballfest, doch nach einer guten halben Stunde sprach einer der Jungs vom Fanklub nur noch nüchtern vom „Volkstrauertag“. Fünf hochprozentige Chancen hatte sich 96 bis dahin erspielt – und vier davon trocken verwertet.

Effektiv wie nie in dieser Saison stürmte 96 beim 14. der zweiten Liga, den Anfang machte Daniel Stendel (15. Minute) – nach feinem Steilpass von Jan Simak. Zehn Minuten darauf nickte Jiri Kaufman den Ball ins Tornetz, die Duisburger Abwehr hatte wieder ein Nickerchen gemacht. Zu dieser Zeit hüpfte MSV-Trainer Pierre Littbarski noch aufgeregt wie das Rumpelstilzchen in seiner Coachingzone herum – wenig später saß er krumm und desillusioniert auf seiner Trainerbank. Dame Diouf (31., mit dem Kopf) und Simak hatten (32.) mit einem Doppelschlag auf 0:4 erhöht. Spätestens nach diesem zauberhaften Volleyschuss (nach Flanke von Stefulj) von Simak aus 15 Metern in den Winkel war die Partie eben doch zum Fußballfest geworden. Und der vormals mutige und vorlaute Wolters? Hatte seine auffälligste Szene, als er hinters Tor Richtung 96-Fankurve flankte. Besser machte es freilich Mitspieler Keidel, der zielgenau Marius Ebbers bediente – das 1:4 (38.).

Nun hatte 96 freilich auch etwas Glück. Als der streitbare Altin Lala Duisburgs Güvenisik, der Simak gefoult hatte, umschubste, hätte Schiedsrichter Jürgen Aust auch Rot statt Gelb zeigen können. So ging 96 aber vollzählig in die Pause und machte schon nach zehn weiteren Minuten Tor Nummer fünf.

Kaufman traf nach einer flüssigen Kombination über Simak – das sah leicht aus und verdarb auch den „Zebraholikern“ endgültig die Laune. Sie rollten ihr Transparent ein, und manch einer trollte sich aus dem Stadion. 96 zauberte nun wie in einem besseren Trainingsspiel, Krupnikovic erhöhte nach Pass von Simak auf 1:6. Leider agierten Hannovers Abwehrspieler auch nachlässig wie bei einer lästigen Übungseinheit. Und so hatte auch Wolters noch sein kleines Erfolgserlebnis und verkürzte auf 2:6 (81.).

Trösten konnte das im Wedau-Stadion niemanden mehr.

Die Reaktionen:

96-Trainer Ralf Rangnick: Viel besser als wir heute in der Offensive kann man in der zweiten Liga nicht spielen. Es lief ideal für uns vom Spielverlauf her. Allerdings war für mich die Partie erst nach dem 5:1 endgültig entschieden.

Duisburgs Trainer Pierre Littbarski: Das war ein rabenschwarzer Tag heute für uns. Wir haben Hannovers Offensivabteilung überhaupt nicht in den Griff bekommen, dafür gabs die Quittung mit den ersten vier Toren.

Daniel Stendel: Wir haben sensationelle Tore geschossen. Als Simak seinen Treffer in den Winkel geschossen hat, konnte nichts mehr schief gehen.

Nebojsa Krupnikovic: Das Ergebnis sagt doch alles.

Altin Lala: Wir haben heute super kombiniert. Jetzt sollten in den nächsten beiden Heimspielen noch mehr Zuschauer kommen.

Sportdirektor Franz Gerber: Es war ein tolles Spiel. Wir haben Duisburg beherrscht und auch in der Höhe verdient gewonnen.

Jörg Sievers: Das Ergebnis geht auch in der Höhe in Ordnung.

Die Einzelkritik:

Jörg Sievers: Konnte schön Abschläge nach Rückgaben üben. Durfte in der zweiten Hälfte auch mal retten.

Steven Cherundolo: Verbessert, wieder raus aus seinem Zwischentief. Schaltete sich häufiger in den Angriff ein. Hat auch dann die Ruhe weg, wenn ihn mehrere Gegenspieler gleichzeitig angreifen.

Dame Diouf: Wollte es Zuraw nachmachen, der als Innenverteidiger gegen Bielefeld getroffen hatte. Erzielte sein zweites Saisontor. Wählte nach seinen Rutschpartien gegen Bielefeld diesmal auch die richtigen Schuhe. Stand dennoch nicht immer sicher.

Dariusz Zuraw: Kettenspieler mit starkem Vorwärtsgang, aber mit Aussetzern im eigentlichen Arbeitsgebiet. Fast schon zu selbstbewusst. Versuchte erst mal vor dem eigenen Strafraum drei Duisburger auszutricksen - und blieb prompt hängen. Beim Tor zum 1:4 zu weit weg von Ebbers.

Marco Rose: Souverän sieht anders aus. Mit guten Ansätzen, aber auch mit unsicherem Stellungsspiel. Fasste sich beim Treffer zum 1:4 an den Oberschenkel, durfte noch ein bisschen weitermachen.

Altin Lala: Er ist und bleibt ein Hitzkopf, stürzte sich nach einem Foul an Simak auf Güvenisik - war mit Gelb gut bedient. Sonst der gewohnt coole Strippenzieher im hinteren Mittelfeld.

Danijel Stefulj: Unauffälliger, aber effektiver Lückenstopfer im Mittelfeld.

Nebojsa Krupnikovic: Als der 96-Stratege gesehen hat, dass die Duisburger nichts drauf haben, wollte er zaubern, ohne sich dabei bewegen zu müssen. Das wirkt dann halt arrogant. Bereitete aber auch zwei Treffer super vor, drosch auch noch einen rein.

Daniel Stendel: Stellte mit seinem Tor zum 1:0 die Weichen auf Sieg für den 96-ICE.

Jan Simak: Sein Volley-Hammer zum 4:0 war das schönste der vielen bisherigen 96-Tore.

Jiri Kaufman: Tore schießen kann so leicht sein. Ein Nickerchen freistehend nach einem Eckball, einmal locker am Torwart vorbei geschoben - zwei Belohnungen für den Stürmer.

Christian Mikolajczak: In Ordnung.

Thorsten Nehrbauer: Fügte sich gut ein.

Salif Keita: Bekam einige Minuten zur Bewährung, wurde aber nicht auffällig

(Quelle: Neue Presse, 08.12.01)


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