Hannover 96

Saison 2001/02, 15.Spieltag


Hannover 96 - Arminia Bielefeld 4:4 (2:2)


Hannover 96: Sievers - Cherundolo, Diouf, Linke, Stefulj - Lala, Krupnikovic - Simak - Mikolajczak, Stendel, Kaufman / Trainer: Rangnick

Arminia Bielefeld: Hain - Friedrich, Reinhardt, Borges - Kauf, Klitzpera, Dammeier - Brinkmann, Albayrak - Vata, Wichniarek / Trainer: Möhlmann

Eingewechselt: 46. Zuraw für Mikolajczak, 46. Rose für Kaufman, 80.  Casey für Krupnikovic - 44. van der Ven für Kauf, 73. Bode für Brinkmann, 84. Wück für Albayrak

Tore: 1:0 Stendel (23.), 2:0 Stefulj (29.), 2:1 Wichniarek (40., Handelfmeter), 2:2 van der Ven (45+1.), 2:3 Wichniarek (47.), 3:3 Zuraw (82.), 3:4 Borges (84.), 4:4 Simak (90., Foulelfmeter, Klitzpera an Casey) - Schiedsrichter: Dr. Wack (Biberbach) - Zuschauer: 22 155 - Gelbe Karte: Simak - Albayrak, Dammeier, Reinhardt, van der Ven - Rote Karte: Linke (39., Handspiel)


Der Abend-Krimi mit 96: Applaus für diesen Punkt
2:0-Führung, dann Rot für Linke. Simak der Retter in letzter Minute.

Was ein Spiel: 96 führte 2:0, lag 2:3 und 3:4 im Rückstand – und schaffte schließlich noch ein 4:4 gegen Bielefeld. Hannover ist weiter ungeschlagen.

Oh Mann, schon wieder Bielefeld. Am 22. April hatte 96 gegen Arminia zum letzten Mal verloren. Trainer Horst Ehrmantraut flog, es folgten 18 Spiele ohne Niederlage in der zweiten Liga – die ersten vier mit dem Übergangstrainer Stanislaw Levy. Der freigestellte Simak-Entdecker soll am 2. Januar wieder seinen Dienst bei 96 antreten, gestern war er schon mal wieder da. Levy glaubt, „Bielefeld und 96 steigen in dieser Saison auf jeden Fall auf”. 

Erstligareif spielte aber erst mal nur Bielefeld. 96 schien geschockt, die Abwehr schwankte und war schon in Minute sieben geschlagen. Torhüter Jörg Sievers hatte einen Eckball nicht festhalten können, die Kugel rutschte auf Danijel Stefuljs Schulter und von dort ins Tor. Schiedsrichter Dr. Franz-Xaver Wack gab den Treffer allerdings nicht, weil er gesehen haben wollte, dass Sievers behindert worden war – seine erste Fehlentscheidung an diesem Abend. Bielefeld drehte weiter auf. „Wenn wir hier gewinnen wollen, müssen wir mindestens zwei Tore schießen”, hatte Trainer Benno Möhlmann prophezeit. Das bestätigte sich schon in Minute 23, als 96 seine erste klare Chance nutzte. Daniel Stendel traf nach einem feinen Pass des starken Altin Lala aus spitzem Winkel ins lange Eck – das 1:0. Das forsche Bielefelder Offensivspiel brachte 96 plötzlich eine Reihe von Konterchancen. Wie eine rote Welle schwappten Hannovers Profis dem Bielefelder Tor entgegen – und trafen schon in der 29. Minute wieder. Stendel ließ einen Pass von Simak zu Stefulj durchkullern, und der 96-Alleskönner wuchtete den Ball ins Tor. Zehn Minuten später bekam Schiedsrichter Wack einen schweren Tomaten-auf den-Augen-Rückfall, der die Partie entscheidend beeinflussen sollte. Ansgar Brinkmann hatte Carsten Linke, der auf der Linie retten wollte, an den Arm geschossen. 

Wack zeigte Rot, dabei hatte der 96-Verteidiger seine Arme nur schützend vor seinen Körper gelegt – eine Fehlentscheidung. Wichniarek verwandelte den Strafstoß (40.), und das üble Spiel nahm seinen Lauf. Noch vor der Pause glückte dem eingewechselten van der Ven der Ausgleich, gleich danach erhöhte Wichniarek auf 2:3 (46.). 96 stürmte verzweifelt gegen die erste Saisonpleite an und spielte phasenweise zu zehnt fast besser als in voller Besetzung. Schließlich schien der eingewechselte Dariusz Zuraw die Hannoveraner unter den 21 255 Zuschauern mit einem Kopfball zum 3:3 (82.) zu erlösen. Doch Bielefelds Marcio Borges schlug noch einmal zurück – 3:4. Dann die letzte Minute: Elfmeter für 96, Jan Simak trifft zum 4:4. 

Die Reaktionen:

96-Trainer Ralf Rangnick: Es war ein sehr extremes, sehr emotionales Spiel. Für uns war es sehr wichtig, dass wir das Spiel noch umgedreht haben.

Bielefelds Trainer Benno Möhlmann: Ich habe mir abgewöhnt, vor der 90. Minute an einen Sieg zu denken.

Daniel Stendel: Das 2:3 war sehr unglücklich für uns, das hat uns zurückgeworfen. Wie wir zurückgekommen sind ins Spiel, das war aber einfach Klasse.

Dariusz Zuraw: Großartig, das Publikum hat uns zurück ins Spiel gebracht.

Carsten Linke: Ich habe nur die Hand vor meinen Körper gehalten. Der Elfmeter war eine klare Fehlentscheidung. Wie wir das 4:4 geschafft haben, war klasse.

Jan Simak: Den Elfmeter hätte jeder schießen können, das war kein Problem.

Altin Lala: Mit elf Mann hätten wir heute gewonnen.

Jörg Sievers: Hut ab, wie wir hier jedes Mal wieder zurückgekommen sind nach den Rückständen. Der Zeitpunkt, in denen die Gegentore gefallen sind, war sehr unglücklich für uns.

Die Einzelkritik:

Jörg Sievers: Zuletzt fast beschäftigungslos, diesmal Akkordarbeiter. Rettete mehrmals in höchster Not.

Steven Cherundolo: Die Pause im Pokal hat ihm neue Kraft gegeben. Sah aber beim 2:3 gleich nach Pause ganz schlecht aus, als Wichniarek hinter seinem Rücken einköpfte. 

Dame Diouf: Hatte verwachst. Rutschte mehrmals, wackelte bei fast jedem Angriff.

Carsten Linke: Sah schuldlos Rot. Die Szene, die zum unberechtigten Elfer führte, löste fast den 96-Niedergang aus.

Danijel Stefulj: Erst links, dann ins defensive Mittelfeld versetzt. Köpfte ein ungültiges Eigentor, erzielte dann auch noch ein gültiges Tor auf der richtigen Seite. 

Altin Lala: Überragend. Stopfte vorn, in der Mitte und hinten die Löcher. Ordnete zudem das 96-Spiel. 

Nebojsa Krupnikovic: Ihm behagte es gar nicht, das die Bielefelder im Mittelfeld so massiv störten. Da kam zu wenig vom 96-Strategen. 

Jan Simak: Für einen von seiner Klasse war das wenig. Behielt aber beim Elfer in der Schlussminute die Nerven. 

Daniel Stendel: Klasse sein Tor zum 1:0. In Unterzahl einer der Antreiber. 

Jiri Kaufman: Rannte sich immer wieder fest. 

Christian Mikolajczak: Rutschte zu viel rum, war zur Halbzeit raus. 

Marco Rose: Ließ sich gleich nach seiner Einwechslung von Brinkmann vernaschen, was zum 2:3 führte. 

Daruisz Zuraw: Ersetzte Linke in der Kette fehlerlos und köpfte das 3:3 — starker Punktspieleinstand.

Conor Casey: Kam kurz vor Schluss für Krupnikovic, holte den Elfer zum 4:4 heraus.

(Quelle: Neue Presse, 04.12.01)


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