Hannover 96 | Saison 2001/02, 14.Spieltag |
Eintracht Frankfurt - Hannover 96 1:1 (1:1) |
Eintracht Frankfurt: Heinen - Bindewald, Rada, Sim - Wimmer - Rasiejewki, Schur, Guié-Mien - Skela - Kryszalowicz, Yang / Trainer: Andermatt
Hannover 96: Sievers - Cherundolo, Diouf, Linke, Stefulj - Lala, Krupnikovic - Simak - Mikolajczak, Stendel, Kaufman / Trainer: Rangnick
Eingewechselt: 64. Nemeth für Schur, 77. Jones für Guié-Mien, 88. Ciric für Skela - 83. Keita für Kaufman
Tore: 1:0 Kryszalowicz (30.), 1:1 Stefulj (39.) - Schiedsrichter: Keßler (Höhenkirchen) - Zuschauer: 17 100 - Gelbe Karte: Nemeth, Rasiejewski, Wimmer - Diouf, Lala, Simak
96 als Aufstiegs-Nuß - Einfach
nicht zu knacken
Die Serie hält. Aber sie
hätten gewinnen müssen
Na dann, zum Wohl. 96-Aufsichtsratschef Harrald Wendt ließ sich vorm Anpfiff von
Weinkönigin Christina, der Ersten, einen einschenken. Zuvor hatte er die Fans im Waldstadion über ein
Mikrofon wissen lassen, dass 96 laut Plan erst in der kommenden Saison aufsteigen wolle.
Das ist die defensive und leicht veraltete Sprachregelung. In Wahrheit will 96 natürlich sofort
hoch, was freilich auch für das finanziell schwer angeschlagene Frankfurt gilt. Hannovers Trainer Ralf Rangnick
hatte daher auch erwartet, dass die Eintracht mutig angreift und seine Mannschaft zügig und effektiv
kontern kann. Doch es kam anders. 96 begann im Mittelfeld so druckvoll und selbstbewusst, wie es sich für
einen Tabellenzweiten ziert. So zögerlich wie Wendt an seinem Weißwein genippt hatte, agierte 96 jedoch im Sturm.
Hochprozentige Chancen kamen anfangs nicht dabei heraus. Frankfurt stellte sich geschickter an, 96 bekam Probleme bei den zügig vorgetragenen
Eintracht-Angriffen. Skela und Wimmer versuchten sich noch vergeblich (4. und 10.). Dann aber
halfen Carsten Linke und Steve Cherundolo nach. Linke eskortierte Yang bei dessen Vorstoß im
96-Strafraum. Den Schuss des Chinesen wehrte Sievers zwar ab, dann aber trat Cherundolo am
Ball vorbei. Ein feines Präsent, der Amerikaner hätte noch eine Schleife um den Ball binden sollen.
Kryszalowicz musste nur noch den Fuß hinhalten (30.). Es blieb ein Abend der Geschenke, Frankfurts Torhüter Dirk Heinen revanchierte sich. Einen
Kopfball von Linke wehrte er zögerlich ab – vor die Füße von Danijel
Stefulj, der zum Ausgleich traf (39.). Der Alleskönner spielte den linken Verteidiger, stürmte
im Wechselspiel mit Mikolajczak immer wieder brachial nach vorne. Kurz vor der Pause beförderte Stefulj den Ball
noch an die Latte.
Es war ein Spiel mit hohem Tempo, in dem es fortan noch mehr Freiraum gab. Zuerst für
Guie-Mien, dessen Schuss Torhüter Jörg Sievers aber großartig abwehrte. Als 96 aber den
Druck nach 70 Minuten noch weiter erhöhte, konnte Frankfurt nicht mehr mithalten. Jan Simak
dribbelte nun energischer als zu Beginn, vergab aber beste Chancen (67., 75.) – die allerbeste
in Minute 80: Frei vorm Tor sprang er unter einer Mikolajczak-Flanke hindurch.
Es blieb beim 1:1, womit 96 den Vierpunkte-Abstand zu Frankfurt verteidigte. Nun könnte auch Wendt in der Aufstiegsfrage offensiver werden.
Die Reaktionen:
96-Trainer Ralf Rangnick: Bis auf zwei kurze Phasen hatten wir eine sehr gute Kontrolle über das
Spiel. In der letzten halben Stunde waren wir drauf und dran, das Siegtor zu erzielen. Aber bei
allem Selbstvertrauen müssen wir auch die Kirche im Dorf lassen. Wenn man nicht mehr
mal mit einem Unentschieden in Frankfurt zufrieden ist, dann stimmt wohl irgendwas auch nicht.
Frankfurts Trainer Martin Andermatt: Man hat gesehen, dass Hannover zurecht vorne ist, das
ist ein Spitzenteam. Wir sind erst auf dem Weg dahin.
Nebojsa Krupnikovic: Wir haben heute ein typisches Spiel gesehen zweiter Mannschaften, die um
die erste Liga kämpfen. Es war etwas unglücklich für uns, wir hatten gute Chancen.
Altin Lala: Die erste Halbzeit war ausgeglichen. In der zweiten Halbzeit waren wir deutlich
besser, hatten gute Chancen zu gewinnen.
Jörg Sievers: Es war ein sehr gutes Spiel von uns. Wir haben die Partie bestimmt, hatten auch
genug Möglichkeiten das entscheidende Tor zu machen. Das 0:1 war vermeidbar, da haben wir
nicht aufgepasst. Unsere Serie sollte auch gegen Bielefeld bestehen bleiben.
Salif Keita: Wir haben zwei Punkte verloren. Wir hatten genug Möglichkeiten.
Die Einzelkritik:
Jörg Sievers: Schwieriges Spiel für den Kapitän. Bekam kaum Bälle auf den Kasten, hielt aber super gegen Yang (65.). Das 96-Denkmal wackelte nicht.
Steven Cherundolo: Der Schwachpunkt im 96-Spiel. Auf seiner rechten Seite wurde es meist gefährlich. Sein Luftloch brachte zudem sein Team in Rückstand. Der kleine Amerikaner hatte am Ball vorbeigesäbelt.
Carsten Linke: Eigentlich gut, aber mitschuldig am 0:1, als ihm Yang entwischte. War jedoch am Ausgleich ebenso beteiligt. Heinen konnte seinen Kopfball nicht festhalten, und Stefulj staubte ab.
Dame Diouf: Besser als in den letzten Wochen. Konzentriert und kopfballstark.
Danijel Stefulj: Hielt sich erst hinten links in der Kette zurück, klinkte sich dann aus und machte das 1:1. Hatte dann Pech bei einem Lattentreffer.
Altin Lala: Starke Partie. Saugte wieder die Bälle im Mittelfeld an, pustete schöne Vorlagen nach vorne.
Nebojsa Krupnikovic: Der 96-Stratege vergab freistehend die Chance zur Führung (23.). Meist abgedeckt, konnte nicht so viele Angriffe wie zuletzt einfädeln.
Jan Simak: Nach seiner Sperre nicht die erhoffte Lichtgestalt. Stand meist im Schatten von Wimmer, der ihm nicht von der Seite wich. Als Simak mal frei auf das Tor zulief, kam er nicht an Heinen vorbei.
Daniel Stendel: Wirkte müde. Bitter, dass er freistehend in der 67. Minute drüberzielte.
Jiri Kaufman: Viel Bewegung, forderte den Ball, bekam ihn auch, machte aber nicht viel draus.
Christian Mikolajczak: Traute sich viel zu, ließ seinem Gegenspieler Jens Rasiejewski, den Kapitän der 96-Aufsteiger von 1998, alt aussehen. Versiebte aber freistehend (73.).
Salif Keita: Schaffte auch nicht mehr das Siegtor.
(Quelle: Neue Presse, 24.11.01)