Hannover 96

Saison 2001/02, 13.Spieltag


Hannover 96 - 1. FC Saarbrücken 0:0


Hannover 96: Sievers - Cherundolo, Diouf, Linke, Rose - Stefulj, Lala, Krupnikovic - Stendel, Kaufman, Mikolajczak / Trainer: Rangnick

1. FC Saarbrücken: Eich - Winklhofer, Giovanini, Brnas, Echendu - Weber, Susic, Muschinka, Catizone - Covic, Laping / Trainer: Weber

Eingewechselt: 46. Keita für Mikolajczak, 46. Casey für Kaufman - 56. Kovacevic für Weber, 56. De Guzman für Covic, 90. Stark für De Guzman

Tore: Fehlanzeige - Schiedsrichter: Anklam (Hamburg) - Zuschauer: 20 498 - Gelbe Karte: Linke - Susic


Ohne Simak schwächelt 96 
Die Unbesiegbaren 0:0 gegen den Letzten. Platz eins verpasst. 20.498 Fans enttäuscht

96 hat den Sprung auf Platz eins verpasst. Gegen Saarbrücken gelang nur eine Nullnummer.

Nanu, was sollte das denn? Nach 35 Minuten kam einigen der 20.498 Fans überraschendes Liedgut über die Lippen: „Ohne Holland fahren wir zur WM, ohne Holland“ und so weiter, uns so fort. Das ist ja zweifelsohne richtig, passte aber gestern nicht unbedingt ins Niedersachsen-Stadion. Die traurige Wahrheit aber war, dass den Sängerknaben in Block H 31 zu 96 bis dahin nicht viel einfallen konnte. Jedenfalls nichts Freundliches.

Es ging nicht gegen Holland, sondern gegen Saarbrücken, den Tabellenletzten der zweiten Liga. Nun war dabei nicht alles Käse, Hannovers Offensive aber funktionierte ohne den rot-gesperrten Jan Simak nur mäßig.Die Fans vermissten seine Dribblings, seine Tricks, seine zauberhaften Pässe – und, na klar, auch seine Tore. Denn Daniel Stendel (13. und 45. Minute, jeweils aus spitzem Winkel), Jiri Kaufman (23. mit dem Kopf) und Rose (29., an den Pfosten) versuchten sich vergeblich. Weil auf Nebojsa Krupnikovic trotz guter Ansätze und feiner Pässe das Spiel im Mittelfeldzentrum alleine nicht in den Griff bekommen konnte, befahl 96-Trainer Ralf Rangnick Danijel Stefulj von Rechtsaußen zurück in diese Problemzone. Krupnikovic durfte fortan weiter vorne hinter den Spitzen wirken. Auch dieser taktische Kunstgriff blieb vorerst ohne Wirkung.

Der Schwung im Angriff blieb aus, und die 96-Abwehr schien merkwürdig zappelig und verunsichert – insbesondere Dame Diouf. Die Freunde vom „Dame(n)Stammtisch „Diouf“, die sich mit einem Plakat auf der Tribüne zu erkennen gaben, werden schwer geschluckt haben in diesen zittrigen Szenen.

Saarbrücken jedoch blieb meist harmlos. Es war also eine Halbzeit lang ein unattraktives Spiel, das schien Rangnick nach der Pause ändern zu wollen. Mit Conor Casey (für Kaufman) und Salif Keita (für Mikolajczak) kam endlich Elan in die 96-Angriffe. Krupnikovic hatte die erste klare Chance, aber Pech mit einem Schuss aus 17 Metern, den Torwart Eich noch zur Ecke lenkte (48.). Nach einer Stunde erhöhte 96 noch einmal spürbar den Druck. Auf der Ehrentribüne kaute Hannovers Tennisstar Nicolas Kiefer ungeduldig auf seinem Kaugummi herum – doch die 96-Asse Stendel (60.), Stefulj (65., an den Pfosten), Linke (66.), Keita (67., 73.) und Casey (77.) ließen seine Hoffnungen auf ein Tor platzen.

Schließlich hätte Keita seinen Kopf nur etwas geschickter hinter den Ball bringen müssen, doch aus drei Metern drückte er den Ball auf die Oberkante der Latte (84.). Es blieb beim 0:0, zum ersten Mal in dieser Saison gelang 96 also in einem Heimspiel kein Sieg. Ein Rückschlag vor den schweren Spielen in Frankfurt und gegen Bielefeld? Trainer Ralf Rangnick glaubt das „überhaupt nicht. Das Gefüge der Truppe ist absolut intakt.“

Und außerdem ist kommenden Freitag bei der Eintracht 96-Zauberer Jan Simak schließlich wieder am Ball.

Die Reaktionen:

Saarbrückens Trainer Heribert Weber: Wir sind für unsere kämpferische Leistung belohnt worden, haben auch ein bisserl Glück gehabt.

96-Trainer Ralf Rangnick: Wir haben eines unserer schwächeren Heimspiele gesehen. Saarbrücken ist es gelungen, uns weit weg vom Tor zu attackieren. Wir hatten eine hohe Fehlerquote. Mit dem Ergebnis müssen wir nun mal leben.

Jörg Sievers: Wir haben zumindest in der zweiten Halbzeit viel, viel Druck gemacht, nur ist der Ball eben nicht über die Linie gerollt. Man kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen.

Steven Cherundolo: Wir hatten heute nicht viel Raum im Mittelfeld. Es war sehr schwer, da durchzukommen.

Marco Rose: Wir haben genug Chancen gehabt. So was darf nicht jede Woche passieren.

Altin Lala: Die erste Halbzeit war sehr schlecht. Wir haben nicht aggressiv genug gespielt. Zu Hause muss man ein Tor schießen.

Jiri Kaufman: Saarbrücken hat sehr gut defensiv gespielt. Wir hatten auch Pech. Man hat gesehen, dass wir unbedingt gewinnen wollten.

Conor Casey: Wir hatten viele Chancen. So ist es zu wenig. 

Die Einzelkritik: 

Jörg Sievers: Bekam nichts drauf.

Steven Cherundolo: Die Saarbrücker hatten seine rechte Seite zugestellt, der Amerikaner brach erst in der zweiten Halbzeit manchmal durch.

Dame Diouf: Oh Mann – Dame. Der Aufsteiger der Saison hatte zu viele Hänger. Unsicher mit Patzern, die zu Gegentoren hätten führen können. Lief dann aber auch wieder etliche Bälle gut ab.

Carsten Linke: Wackelte nicht wie Diouf, war aber auch nicht der Sicherste. Sah bei einigen Sprintduellen alt aus – er ist nun mal 36.

Marco Rose: Er wollte, konnte aber nicht so richtig. Erstmals nach der langen Verletzungspause wieder in der Anfangself. Wirkte verkrampft.

Altin Lala: War griffig, wollte das Spiel schnell machen. Verlor jedoch ungewohnt viele Zweikämpfe.

Nebojsa Krupnikovic: Ohne Zauberpartner Jan Simak noch wichtiger für 96. Schickte seine Kollegen auch immer wieder schön steil in die Lücken der Abwehr. Ist aber nun mal nicht so torgefährlich wie Simak.

Christian Mikolajczak: Hätte mehr aus seinen Möglichkeiten und seinem Freiraum auf links machen können. Erst seine dritte Flanke landete bei einem Kollegen. Vergab freistehend die Führung.

Danijel Stefulj: Rechtsaußen, nach 30 Minuten im zentralen Mittelfeld. Hatte Pech in der 65. Minute, als der Torwart seinen Schuss um den Pfosten drehte.

Salif Keita: Köpfte einen Ball aus einem Meter auf die Latte, der wohl sont reingefallen wäre.

Conor Casey: Zweikampfstark und schnell – er bokte halt keinen rein.

(Quelle: Neue Presse, 07.11.01)


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