Hannover 96 | Saison 2001/02, 12.Spieltag |
1. FC Schweinfurt 05 - Hannover 96 1:4 (0:3) |
Schweinfurt 05: Scherbaum - M. Schneider - Beer, Heberle - Dorbarth, Wirsching, Skoric - Sprecakovic - Teofilovic, Melunovic / Trainer: Vasic
Hannover 96: Sievers - Cherundolo, Diouf, Linke, Stefulj - Lala, Krupnikovic - Stendel, Mikolajczak - Simak - Kaufman / Trainer: Rangnick
Eingewechselt: 25. Rögele für M. Schneider, 46. Gröger für Stein, 63. Stockmann für Skoric - 61. Rose für Stefulj, 79. Casey für Kaufman, 86. Nehrbauer für Krupnikovic
Tore: 0:1 Kaufman (5.), 0:2, 0:3 Simak (13., 22.), 0:4 Mikolajczak (62.), 1:4 Teofilovic (66.) - Schiedsrichter: Fröhlich (Berlin) - Zuschauer: 9 236 - Gelbe Karte: Gröger - Diouf - Rote Karte: Simak (88., Schiedsrichterbeleidigung)
96 kanns auch im Vorbeigehen
Simak glänzt zweimal, am Ende
fliegt er. Der Schiedsrichter hat "Du
Sau" gehört
Schöne Aussichten. Die 96-Profis kamen gestern gut erholt und vorbereitet direkt
vom Sonnenhügel – so heißt ein Kurhotel in Bad Kissingen – ins Willy-Sachs-Stadion
nach Schweinfurt. Besonders anstrengen mussten sich dort auch nicht.
Zum Beispiel Jan Simak. Hannovers Ballzauberer sollte von Oliver Beer in Manndeckung geärgert werden. Diese
Aufgabe würde ihm gewiss Freude bereiten, hatte der Schweinfurter Mittelfeldspieler in
der Volkszeitung verkündet. Dabei könne man „nur gewinnen“. Er wurde aber zum
großen Verlierer des Spiels und musste froh sein, nach 25 Minuten auf die Libero-Position wechseln zu dürfen. Da freilich war die Partie mit
3:0 für Hannover schon weitgehend entschieden und Beer schwer von Simak genervt. In
Minute fünf hatte Hannovers „Tandem-Stürmer“ (96-Trainer Ralf Rangnick) locker zwei Haken um Beer geschlagen und seinen 96-Vordermann Daniel
Stendel im Strafraum bedient. Der spielte weiter vor das Tor, was Jiri Kaufman offenbar nicht anders erwartet hatte. Der Tscheche jedenfalls hatte es beim 1:0 aus
fünf Metern so leicht wie nach einem Spielzug im Training. So locker und flockig gings für 96 auch weiter. Krupnikovic hatte
mit einem Linksschuss aus 18
Metern noch Pech (8.), leitete dann aber einen flotten Spielzug über Kaufman und Cherundolo bis hin zu Simak, der gefühlvoll den linken Fuß
hinhielt – das 2:0 (13.). Lauterns Präsident Jürgen Friedrich sah es mit Interesse –
wie auch die Fortsetzung der neuerlichen Simak-Show. Nachdem Altin Lala punktgenau in die Spitze gespielt hatte, war Hannovers Nummer zehn wieder frei.
Aus zwölf Metern lupfte Simak über Schweinfurts Kapitän Ralf Scherbaum hinweg ins
Tor (22.) – sein elftes Saisontor, womit er wieder allein in der Torschützenliste der
zweiten Liga führt.
Für nationale Aufgaben konnte er sich damit nicht mehr empfehlen. Tschechiens Coach Josef Chovanec hatte Simak vorher aus dem Kader für die WM-Qualifikationsspiele gegen Belgien gestrichen. Simak jedenfalls wurde fortan von Schweinfurts Wirsching eskortiert. Der schien allerdings wie seine Mitspieler geschockt ob der Leichtigkeit der 96-Aktionen. Nachdem Christian Mikolajczak mit einem wunderschönen Schuss ins lange Eck auf 4:0 für 96 erhöht hatte (62.), ging allerdings in der Abwehr manches durcheinander. So sprangen Dame Diouf und Carsten Linke vor dem eigenen Tor nicht entschlossen genug zum Ball, was Velibor Teofilovic nutzte (66.). Schließlich allerdings sah Simak Rot, weil er offenbar böse gemeckert hatte. Er fehlt damit in zwei Wochen gegen Saarbrücken – keine schöne Aussicht.
Die Reaktionen:
96-Trainer Ralf Rangnick: Viel besser als in der ersten halben Stunde kann man auswärts nicht auftreten. Was wir nach vorne gespielt haben, war allererste Sahne. In der zweiten Halbzeit haben wir versucht, da wieder anzuknüpfen. Über das Gegentor habe ich mich allerdings sehr geärgert. Da wurde im Abwehrzentrum geschlampt.
Schweinfurts Trainer Djuradj Vasic: Zwischen uns und Hannover liegen Welten. Eine Mannschaft wie 96 muss in die erste Liga aufsteigen.
Klubchef Martin Kind: Die erste Halbzeit war sehr schön, danach war der Druck raus. Der Sieg war sehr wichtig.
Sportdirektor Franz Gerber: Wir waren jederzeit dominant, das war eine tolle Vorstellung.
Altin Lala: Wir haben das Spiel absolut dominiert.
Die Einzelkritik:
Jörg Sievers: Jetzt hat er schon beim Auswärtspielen kaum etwas zu retten. Musste
nur einmal den Ball aus dem Netz holen, sonst ohne Schweinfurter Vorlagen zur Aufwärmgymnastttik.
Steven Cherundolo: Super-Vorarbeit zum 2:0, aber in der Folge verzog er kleine
Amerikaner doch all zu viele Flanken.
Dame Diouf: Nicht richtig überzeugend. Manchmal zu lässig, dumme Fouls kurz vor
der Strafraumgrenze schenkten den Schweinfurtern Freistöße aus gefährlicher Distanz.
Carsten Linke: Es holperte ungewohnt oft auch beim zweiten Innenverteidiger.
Danijel Stefulj: Nicht richtig fit, hielt sich folglich zurück, aber auch eine Stunde durch.
Machte links hinten auch gut dicht.
Altin Lala: Spielte mit eingegipster, weil gebrochener rechter Hand, aber ohne
Manschetten. Ging gewohnt giftig in die Zweikämpfe.
Nebojsa Krupnikovic: Zauberhafter Beginn des 96-Spielmachers. Machte Tempo,
spielte Traumpässe, ging nach dem 3:0 aber auf die Bremse. Gab nach der Halbzeit
noch mal Zwischengas.
Jan Simak: Nach zwei schwächeren Leistungen gegen Reutlingen und Mannheim –
sozusagen Simak light – diesmal wieder was Hochprozentiges vom Tschechen, der ja
mal gern feiert. Erzielte zwei Tore und dann umkurvte er zeitweise die Schweinfurter
als wären sie Sandsäcke. Dass er aber Rot sah, kann 96 teuer zu stehen kommen.
Daniel Stendel: Wird von uns wieder als Blaumann des Spiels ausgezeichnet.
Arbeitete tierisch viel, war vorm Tor aber nicht so ausgebufft.
Jiri Kaufman: Will immer ein Tor machen, das gelang ihm, aber ansonsten nicht viel.
Christian Mikolajczak: Viel Brauchbares kam von ihm nicht bis zur 62. Minute. Dann
machte er ein Traumtor zum 4:0, und alles war gut.
Marco Rose: War in Ordnung.
Conor Casey: Schnupperte zum zweiten Mal rein.
Thorsten Nehrbauer: Machte nichts mehr falsch.
(Quelle: Neue Presse, 03.11.01)