Hannover 96

Saison 2001/02, 11.Spieltag


Hannover 96 - SV Waldhof Mannheim 2:0 (0:0)


Hannover 96: Sievers - Cherundolo, Diouf, Linke, Stefulj - Krupnikovic, Lala, Simak - Stendel, Kaufman, Mikolajczak / Trainer: Rangnick

Waldhof Mannheim: Hollerieth - Cissé, Boukadida, Santos, Fickert - Licht, Teber, Montero, Catic - Klausz, Ivanov / Trainer: Rapolder

Eingewechselt: 76. Casey für Kaufman, 85. Rose für Mikolajczak, 90. N'Diaye für Stendel - 46. Maximow für Ivanov, 75. Hoersen für Cissé, 79. Atik für Catic

Tore: 1:0, 2:0 Stendel (60., 79.) - Schiedsrichter: Sippel (München) - Zuschauer: 16 852 - Gelbe Karte: Cissé, Santos


Die Unbesiegbaren siegen weiter
96 feiert den sechsten Erfolg im sechsten Heimspiel. Diesmal müssen sie zittern, weil der Fehlerteufel mitmacht.

96 beißt sich auf Platz zwei fest. Das 2:0 gegen Mannheim war mühsam.

Hätte es wirklich noch eines Vertrauensbeweises bedurft? Egal, die Fans glauben an 96, und das zeigten sie ihren Lieblingen gestern schon vor dem Spiel. Die Besucher in Block I33 hatten sich rote Täfelchen mit den Rücknummern der erfolgreichen 96-Elf gebastelt und hielten sie nun - fein sortiert nach taktischer Aufstellung - hoch. "Unbesiegbar", war darunter zu lesen.

Das sah gut aus, hatte aber einen Haken. Statt der Nummer 24 (Salif Keita), die auf dem roten Karton auf der Tribüne zu erkennen war, stürmte gegen Mannheim auf der linken Seite Christian Mikolajczak, die 34. Keita fehlte wegen einer Bauchmuskelverletzung.

Dass sich bei 96 mehr als allein die Formation verändert hatte, erkannten die zuletzt verwöhnten Zuschauer früh. Hatte Hannover im vorigen Heimspiel beim 6:1 gegen Babelsberg noch "bei fast jedem Angriff eine gute Chance" (Trainer Ralf Rangnick), rumpelte es nun anfangs etwas im Offensivspiel. Was auch damit zusammenhing, dass Mannheim Hannovers magischem Mittelfeld mit robustem Einsatz den Zauber nahm. Der Viertletzte der zweiten Liga legte 96 mit einer Viererkette in der Abwehr und einer weiteren im Mittelfeld an die Kette. Es gab lange kein Durchkommen, auch weil sich im Spielaufbau bei 96 der Fehlerteufel einschlich. So entstand die erste vage Chance in Minute zwölf eher zufällig. Eine Flanke von Steven Cherundolo verirrte sich Richtung Torwinkel, doch Mannheims Achim Hollerieth packte entschlossen zu.

Erst nach einer halben Stunde kombinierte 96 druckvoller. Mikolajczak scheiterte an Hollerieth. Auch Simak, Linke (beide in der 36. Minute) und Krupnikovic (45.) versuchten sich vergeblich.

Insbesondere für Jan Simak war es ein sehr wichtiges Spiel. Daheim in Tschechien saß Nationaltrainer Josef Chovanec vor dem Fernseher, um sich den 96-Ballzauberer noch einmal anzuschauen, bevor er am Wochenende seinen Kader für die WM-Qualifikationsspiele gegen Belgien von 36 Spielern auf 18 zusammenstreicht. Beim letzten Fernsehauftritt hatte Simak mit drei Toren in Ahlen (beim 5:2) geglänzt, diesmal war seine Leistung nicht so telegen. 

Kurz nach der Pause (47.) stürmte Simak als Begleitschutz von Jiri Kaufman auf das Tor zu, sein Landsmann schoss aber knapp links vorbei. Drei Minuten später stand Kaufman wieder frei - und verzog erneut.

Nach genau einer Stunde war die Doppelkette geknackt. Eine Flanke von Danijel Stefulj rutschte durch die Mannheimer Abwehr vor den Fuß von Daniel Stendel - und von dort in das Tor. Als 96 in der Abwehr etwas wackelte, brachte Trainer Rangnick zur Entlastung seinen neuen Angreiger Conor Casey (76.). Es war ein unauffälliges Debüt, das in dem Jubel um das zweite Tor von Daniel Stendel unterging. Er beendete das Zittern um den sechsten Sieg im sechsten Heimspiel. Gut, dass 96 auch solch schwierige Partien gewinnt.

Die Reaktionen:

96-Trainer Ralf Rangnick: Wir haben bewiesen, dass wir Spiele nicht nur im Husarenstreich gewinnen können, sondern auch mit Geduld und Spucke.

Mannheims Trainer Uwe Rapolder: Wir hatten in der zweiten Hälfte zunehmend Probleme mit der Ballzirkulation, sind in Hannovers Konter reinmarschiert.

Jörg Sievers: Die erste halbe Stunde von uns war nicht das Gelbe vom Ei. Es gibt auch in der zweiten Liga keine leichten Gegner mehr.

Sportdirektor Franz Gerber: Die Mannschaft hat geduldig nach vorne gespielt. Es war ein schwer erkämpfter Sieg. Daniel hat es schließlich gemacht für uns.

Altin Lala: Es war schwer für uns, weil Mannheim in der Abwehr gut verschoben hat. Wir hatten nicht so viele Chancen wir zuletzt gehabt, hätten aber früher schon Tore schiessen müssen.

Christian Mikolajczak: Meine erste Halbzeit war nicht so toll, in der zweiten habe ich mich gesteigert. Das war besser als zuletzt.

Conor Casey: Es war ein gutes Gefühl, noch für ein paar Minuten dabei zu sein. Wir haben wichtige Punkte gemacht.

Die Einzelkritik:

Jörg Sievers: So oft wie noch nie in dieser Saison im Niedersachsenstadion am Spiel beteiligt, vor allem durch Rückpässe. Rettete in der 68. die Führung gegen Licht - den Ball fischen nur zwei deutsche Torhüter: Sievers und Kahn.

Steven Cherundolo: Versuchte immer mal wieder über rechts nach vorn zu stoßen, lief dann aber meist gegen eine Wand aus Mannheimern.

Dame Diouf: Hatte sie Lufthoheit, am Boden aber mit von ihm zuvor selten gesehenen Abspielfehlern.

Carsten Linke: Versuchte die Kollegen nach vorn zu treiben, rückte hinten häufiger raus. Klärte auch einmal hinten für den bereits überlisteten Sievers.

Danijel Stefulj: Hektisch und unsicher. Manches sah nach sinnlosem Aktionismus aus. Legte Stendel aber das 1:0 auf.

Altin Lala: Hatte es diesmal schwer, weil er sich an der Hand verletzte. War aber wichtiger Faktor im 96-Aufschwung nach der Halbzeit.

Nebojsa Krupnikovic: Der 96-Stratege tauchte erst kurz vor Halbzeit auf, als er knapp vorbeischoß. In der zweiten Hälfte endlich der Antreiber. Setzte die Kollegen wiederholt in Szene.

Jan Simak: Der 96-Genius ließ es zu selten aufblitzen. Stets stürzten sich zwei bis drei Waldhöfer auf den 23-Jährigen, wenn er den Ball bekam. Nicht sein Tag.

Daniel Stendel: Wühlte sich rein in das verkorkste Spiel und machte zwei Tore - wunderbar.

Jiri Kaufman: Hätte kurz nach der Halbzeit zwei Tore machen müssen. Beide Male stand er völlig frei, zweimal flog er Ball knapp vorbei.

Christian Mikolajczak: Stand anfangs außen wie ein Pendler, der den Bus verpasst hat. Stieg dann doch in das 96-Spiel ein, schlug passable Flanken.

Conor Casey: Der Neue kam spät und selten an den Ball.

Marco Rose: Mit ihm als Einwechselspieler machte Rangnick nichts falsch.

Babacar N'Diaye: Mit ihm auch nicht.

(Quelle: Neue Presse, 30.10.01)


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