Hannover 96

Saison 2001/02, 9.Spieltag


Hannover 96 - SV Babelsberg 03 6:1 (3:0)


Hannover 96: Sievers - Cherundolo, Linke, Stefulj, Diouf - Lala, Krupnikovic, Simak - Stendel, Keita, Kaufman / Trainer: Rangnick

Babelsberg 03: Kunze - Laaser, Lorenz, Härtel, Henning - Miftari, Gatti, Civa - Chalaskiewicz - Milovanovic, Röver / Trainer: Andreev

Eingewechselt: 64. Mikolajczak für Keita, 70. Nehrbauer für Stendel, 81. N'Diaye für Simak - 32. Kampf für Chalaskiewicz, 46. Boban für Gatti

Tore: 1:0 Simak (22.), 2:0 Cherundolo (27.), 3:0 Kaufman (32.), 4:0 Simak (59.), 5:0 Krupnikovic (64.), 5:1 Milovanovic (82.), 6:1 N'Diaye (85.) - Schiedsrichter: Dr. Merk (Kaiserslautern) - Zuschauer: 28 200 - Gelbe Karte: Kampf, Lorenz


Ein zauberhaftes Fußball-Fest mit 96
Magier Krupnikovic riesig gegen die Babelszwerge. Nur Rangnick bremst noch

Der Magier heißt Krupnikovic. 96 feierte am Sonntsag beim zauberhaften 6:1 gegen Babelsberg ein Fußballfest mit 28.220 Fans. Babelsbergs Trainer Hermann Andreev hatte nach der desaströsen Pleite nur noch einen Wunsch: „Ich hoffe, Hannover spielt nächstes Jahr in einer anderen Liga.“ Nun müssen wir nach neun Spieltagen und 21 Punkten (erstaunlichen 2,33 im Schnitt) kaum fürchten, dass 96 noch in die dritte Liga stürzt. 

Vom Aufstieg allerdings mag Trainer Ralf Rangnick auch weiter nicht reden, nach der flotten Partie trat er erneut entschlossen auf die Euphoriebremse. Denn ihm hatte „lange nicht alles gefallen“. Es gebe „viele Kritikpunkte“, rüffelte er, Nachlässigeiten in der Defensive etwa, oder auch Fehlverhalten im Angriff. Es war jedenfalls „fast eine Kunst, in den ersten 20 Minuten kein Tor zu schießen“ (Rangnick), das erkannten auch die erwartungsfrohen 96-Fans. Hannover kombinierte von Beginn an gewohnt druckvoll, trat aber vorne nicht entschlossen genug gegen den Ball. Erst Jan Simak löste wieder die Hemmungen im 96-Angriff, stürmte an zwei Babelszwergen vorbei und traf mit einem wuchtigen Schuss zum 1:0 (22. Minute). Sonnabend war er 23 Jahre alt geworden und hatte verhalten mit Kumpel Radek und Freunden aus Tschechien in seiner Südstadt-Wohnung gefeiert. Nun eröffnete Simak das Fußball-Festival gegen Babelsberg, das Steven Cherundolo nur fünf Minuten später mit einem laschen, aber platzierten Linksschuss und seinem ersten Zweitligatreffer fortsetzte. Jiri Kaufman schloss „die Phase, in der das Spiel schon entschieden wurde“ (Andreev) mit Treffer Nummer drei (30.) ab. Das Zuspiel war von Nebojsa Krupnikovic gekommen, der erfahrene Profi (28) war die zentrale Figur in der 96-Offensive.

Er spielte „Zauberpässe“ (Rangnick), dribbelte und trickste magisch hinter den Angreifern. Nach dem neunten Saisontreffer von Simak (59.), einem Billardtor über den Pfosten und den Rücken von Torhüter Kunze, gab Krupnikovic seiner Leistung noch den letzten Kick: Mit gaaanz viel Gefühl bugsierte er bei einem Freistoß aus 17 Metern das Runde über die Mauer hinweg ins Eckige (64.). Weil die 96-Abwehr einmal pennte, verkürzte Babelsbergs Vladan Milovanovic auf 1:5. Der Abschluss des gelungenen Fußballfestes gelang aber Babacar N’Diaye – wie schon im September 1998 beim 6:1 gegen den 1. FC Köln. Was nach seinem Treffer kam, kannten die 96-Fans schon von ihrem Liebling: Baba riss die Eckfahne aus der Verankerung und winkte freundlich ins Publikum.

Die Reaktionen:

96-Trainer Ralf Rangnick: Das Spiel nach vorne war sehr gut, wir haben aber eine Vielzahl von Chancen vergeben. Es gab wackelige Situationen, erst nach dem 4:0 hatte ich das Gefühl, dass das Spiel endgültig entschieden ist.

Babelsbergs Trainer Hermann Andreev: Es hat den Zuschauern heute bestimmt viel Spaß gemacht. So ein Eishockey-Ergebnis gibt es nicht alle Tage. Der Gastgeber hat von der ersten Minute an Druck gemacht.

Jan Simak: Die zwei Tore von mir sind nicht schlecht, ich hätte aber vier machen müssen.

Babacar N’Diaye: Ich freue mich, dass es mir die Mannschaft so leicht gemacht hat.

Jörg Sievers: Für mich als quasi Zuschauer war es natürlich ein angenehmes Spiel. Offensiv waren wir überragend, defensiv weniger. Das hat aber gereicht, damit die Zuschauer zufrieden nach Hause gehen.

Carsten Linke: Die Stimmung im Stadion war sensationell. Das erinnert mich an unsere Regionalligazeiten. In Reutlingen am nächsten Sonnabend wird es aber sicherlich schwerer.

Altin Lala: Das war heute ganz gut. Wir haben Babelsberg stark unter Druck gesetzt und hatten fast immer die Kontrolle. Wir hätten aber vielleicht zehn Tore schießen müssen.

Nebojsa Krupnikovic: Es war ein tolles Spiel mit vielen, vielen Toren. Ein Fest für die Fans. Es ist aber noch zu früh, nun vom Aufstieg zu reden.

Die Einzelkritik:

Jörg Sievers: Kaum beschäftigt, könnte sich eigentlich Arbeitslosengeld abholen. Am ersten Heimgegentor schuldlos.

Steven Cherundolo: Wir waren ja von ihm schon gewohnt, dass er hinten aufräumt und schöne Flanken schlägt. Nun schießt er auch noch Tore und machts 96 damit noch schwerer, die Ausstiegsklausel – er kann für 500.000 Mark Ablöse gehen – aus dem Vertrag zu löschen.

Dame Diouf: Bärenstarker Abwehrriese mit schnellen Antritt, der auch dazwischenhaut, wenns sein muss.

Carsten Linke: Unauffällig. Der Sachbearbeiter unter all den vielen Künstlern. Aber alle können ja auch nicht stürmen.

Danijel Stefulj: Hat sich auf der ungeliebten Position links in der Kette fest gespielt. Mit Pech bei zwei satten Fernschüssen.

Altin Lala: Der kleine Albaner zeigt konstant riesige Leistungen. Diesmal nicht nur Abfangjäger, sondern auch Antreiber. 

Nebojsa Krupnikovic: Der 96-Regisseur hatte fantastische Szenen in Serie. Zauberpässe, ein Zuckerfreistoßtor – der 96-Genius hätte die Note eins mit Stern verdient.

Jan Simak: Begann nicht so stark, blieb nach verlorenen Zweikämpfen stehen statt nachzusetzen. Nach seinem Tor zum 1:0 liefen aber nur noch die Babelsberger hinter ihm her. Schenkte den Fans noch ein zweites Tor zu seinem 23. Geburtstag vom Sonnabend.

Daniel Stendel: Quirlig – wirbelte die Babelszwerge durcheinander, hätte aber das eine oder andere Tor machen können.

Jiri Kaufman: Endlich mal wieder ein Treffer vom Tschechen. Es hätten zwar drei bis fünf mehr sein können, aber immerhin eine Steigerung.

Salif Keita: Schwächster 96-Spieler. Kriegt nichts richtig auf die Reihe.

Christian Mikolajczak: Nutzte seine Chance nicht wirklich. Zu viele Fehlpässe aus unbedrängter Position.

Thorsten Nehrbauer: Kämpfte gut mit.

Babacar N’Diaye: Vom Publikum begeistert empfangen, verstokelte Baba gleich eine Mega-Chance. Dann aber machte er ein schönes Tor und schwang die Eckfahne wie 1998 nach dem 6:1 gegen den 1. FC Köln, als er zweimal getroffen hatte.

(Quelle: Neue Presse, 15.10.01)


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