Hannover 96

Saison 2001/02, 7.Spieltag


Hannover 96 - Rot-Weiß Oberhausen 2:0 (1:0)


Hannover 96: Sievers - Cherundolo, Linke, Diouf, Stefulj - Krupnikovic, Lala, Simak - Stendel, Kaufman, Keita / Trainer: Rangnick

RW Oberhausen: Kleinsteiber - Luginger - Baumann, Ciuca, Tiéku - Lipinski, Rietpietsch, Falk, Judt, Scharpenberg - Vier / Trainer: Stepanovic

Eingewechselt: 80. Morinas für Kaufman, 85. Nehrbauer für Keita, 90. Bounoua für Stendel - 66. Weber für Rietpietsch, 75. Obad für Falk, 84. Toborg für Judt

Tore: 1:0 Linke (17.), 2:0 Stendel (58.) - Schiedsrichter: Pickel (Ettringen) - Zuschauer: 13 923 - Gelbe Karte: Nehrbauer - Lipinski, Rietpietsch, Judt


Historischer Tag für die roten Riesen
96 etwas lässig, aber nach 14 Jahren wieder Erster der zweiten Liga. Zu Hause noch kein Gegentor

96-Fans, die am Freitag über den Hauptbahnhof gekommen sind, konnten sich schon mal vorbereiten. In der Dinosaurier-Ausstellung gibts den Pteranodon (zahnlosen Flieger) oder den Suchomimus (Krokodilnachahmer) zu bewundern. Im Niedersachsen-Stadion mussten sich die Zuschauer dann weder mit Nachbildungen noch mit zahnlosen Tigern zufrieden geben. Hier bewegen sich die roten Riesen, wie der Stadionsprecher die heimischen großen Fußballtiere vorstellte.

96, vor dem Anpfiff noch Dritter, machte gegen den Vorletzten Oberhausen, sozusagen die Zwerge der zweiten Liga, anfangs da weiter, wo es beim 5:0 gegen Karlsruhe aufgehört hatte: Hohes Tempo, schöne Kombinationen, viele Chancen. Diouf (7.) vergab die erste, Linke (11.) die zweite. Mit Vier hatte Dragoslav Stepanovic vorsichtig nur einen Stürmer aufgeboten, der allerdings in der 14. Minute den 96-Anhang mit einem Lattentreffer aufschreckte. Doch schon drei Minuten später stocherte Linke aus dem Gewühl heraus den Ball zur wichtigen Führung ins Tor. Auch in der Folge machte 96 das Spiel, agierte aber zu lässig und überheblich. Vor allem Jan Simak, gegen Karlsruhe mit drei Toren der Größte, übertrieb die Soloeinlagen. Er schlug meist einen Haken zu viel. Zauberpartner Nebojsa Krupnikovic agierte deutlich effektiver. Aber durch viele Abspielfehler geriet das Kombinationsspiel ins Stocken. Zudem wurde nicht zielstrebig Richtung Strafraum gespielt.

Doch Trainer Ralf Rangnick hat seine Profis offenbar in der Halbzeit wieder auf die richtige Spur gesetzt. Sie drängten mit Macht auf das vorentscheidende 2:0, das dann auch Daniel Stendel nach einer schönen Einzelleistung gelang (58.). Stepanovic wechselte mit Weber einen zweiten Stürmer ein, und Oberhausen erarbeitete sich Torchancen, die 96-Abwehr stand nicht immer sicher. Auf der anderen Seite hätte Jan Simak freistehend das 3:0 machen können (89.).

Dennoch hielt die Serie, 96 bleibt unbesiegt, hat alle vier Heimspiele gewonnen und dabei noch kein Gegentor kassiert (12:0). Die Zuschauer feierten den historischen Tag. Zwar ist es nicht so lange her wie das Zeitalter der Dinos, die vor 100 Millionen Jahren lebten. Aber: Erstmals seit dem 14. Juni 1987 sind die 96-Profis die Größten der zweiten Liga. Das kann sich zwar schon am Sonnabend ändern, aber Trainer Rangnick traut seinen hungrigen Riesen noch mehr zu: „Jetzt bleiben wir in den folgenden Wochen oben dabei.“

Die Reaktionen:

96-Trainer Ralf Rangnick: Das war keine Gala, sondern ein Arbeitssieg. Es wurde für uns ein Geduldsspiel. Ich bin froh, dass meine Mannschaft diese Probe bestanden hat.

Oberhausens Trainer Dragoslav Stepanovic: 96 ist das Beste, was ich bisher in der zweiten Liga gesehen habe.

96-Manager Franz Gerber: Das sind die Spiele, die man gewinnen muß.

Altin Lala: Es lief zwar nicht so rund wie zuletzt, trotzdem haben wir das Ding über die Runden geschaukelt.

Carsten Linke: Immer, wenn wir das Spiel schnell gemacht haben, hatten wir unsere Torchancen, die wir dann auch genutzt haben.

Die Einzelkritik:

Jörg Sievers: Vier Heimspiele, null Gegentore. Da muss ja wohl ein Guter hinten drin stehen. Nach einem Zusammenprall mit Diouf verletzt. Spielte aber unter Schmerzen weiter.

Steven Cherundolo: In seinem Eifer nicht zu stoppen. Manchmal übereifrig. Aber wieder einer der Besten.

Carsten Linke: Zahlen lügen nicht. Seit dieser Woche 36 Jahre alt. 172 Spiele für 96, gestern sein 19. Tor. Glückwunsch.

Dame Diouf: Hervorragend gleich zu Beginn, als er sich den Ball mit der Hacke vorlegte und fast ein Tor erzielte. Danach konzentrierte sich Herr Diouf aufs Verteidigen.

Danijel Stefulj: Wenn einer nicht auffällt, heißt das nicht, dass er schlecht war. War er auch nicht.

Altin Lala: Weder oh, là, là, noch so lala - einfach nur gut.

Nebojsa Krupnikovic: Prädikat wertvoll. Gestern besonders. Am 2:0 maßgeblich beteiligt. Krupi traf mit einem Freistoß den Pfosten.

Jan Simak: Hannovers Harry Potter legte in Hälfte eins den Zauberstab beiseite und spielte wie ein Normalsterblicher. Hatte aber auch Magenprobleme.

Daniel Stendel: Von Daniel Torlos endgültig zu Daniel Düsentrieb mutiert. Drehung, drin. Drittes Saisontor.

Jiri Kaufman: Jung, dynamisch - aber zurzeit erfolglos.

Salif Keita: Schnell, trickreich - aber nicht torgefährlich. Was immer schlecht ist für einen Stürmer.

Igoris Morinas: Kam für Kaufman. Auch erfolglos.

Thorsten Nehrbauer: Lief sich lange warm und kam fünf Minuten vor Schluß für Keita. Sah gleich Gelb.

Morad Bounoua: Kam in der Schlussminute für Stendel. Spielte aber keine volle Minute mehr. Trotzdem ein schlauer Pass auf Simak.

(Quelle: Neue Presse, 22.09.01)


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