Hannover 96

Saison 2001/02, 4.Spieltag


Hannover 96 - VfL Bochum 2:0 (0:0)


Hannover 96: Sievers - Cherundolo, Linke, Diouf, Stefulj - Lala, Krupnikovic, Simak - Stendel, Morinas, Kaufman / Trainer: Rangnick

VfL Bochum: Van Duijnhoven - Reis - Fahrenhorst, Dickhaut, Schröder - Bembem, Colding, Mandreko - Wosz - Freier, Graulund / Trainer: Dietz

Eingewechselt: 61. Keita für Morinas, 61. Mikolajczak für Krupnikovic, 81. Nehrbauer für Kaufman - 38. Meichelbeck für Schröder, 61. Buckley für Graulund, 74. Hashemian für Bemben

Tore: 1:0 Keita (69.), 2:0 Nehrbauer (90.) - Schiedsrichter: Perl (München) - Zuschauer: 20 078 - Gelbe Karte: Van Duijnhoven, Wosz


96 gibt Gas, hat Spaß und bremst Bochum aus
Rangnick wechselt den Sieg ein. Keita und Nehrbauer treffen. Sievers wieder arbeitslos.

Es geht weiter aufwärts: 96 gewann 2:0 gegen Aufstiegsfavorit Bochum und kletterte auf Platz fünf in Liga zwei.

Nehmen wir das schöne Ende vorweg: Als Thorsten Nehrbauer in der 25. Sekunde der Nachspielzeit das 2:0 geschossen hatte, stülpte er sich von Emotionen übermannt das Trikot über den Kopf und schmiss es auf den Boden. Mit blankem Oberkörper stand er da und ließ sich von den Fans feiern.

Auch dies eine nackte Tatsache: 60 Sekunden vor diesem Treffer hatte 96-Torhüter Jörg Sievers zum ersten Mal zugreifen müssen nach einem Bochumer Schuss, was ihm durchaus gefiel. Denn „bei der Hitze wäre es unangehm gewesen, mehr zu arbeiten“.  Dagegen hatten seine Vorderleute eifrig gewerkelt an diesem Arbeitstag. Vor allem die Abwehrspieler packten entschlossen zu. Stefulj, Linke, Diouf sowie rechts Cherundolo.

96-Trainer Ralf Rangnick wunderte sich schon, „dass der Steve nicht zum Auftanken oder Reifenwechseln an die Box musste“.  Auch der flotte Mittelfeldflitzer Altin Lala gab vor der Abwehr wieder ordentlich Gas und bremste die Bochumer Attacken früh. 96 also hatte die Kontrolle im Motodrom Niedersachsen-Stadion. 

Im offensiven Mittelfeld drehte das 96-Triebwerk Nebojsa Krupnikovic zwar nur auf niederen Touren, und Jan Simak haben wir auch schon explosiver erlebt. Dennoch erarbeitete 96 Chancen – die beste vergab Igoris Morinas. Daniel Stendel hatte ihn wundervoll vor dem Tor freigespielt. Doch Morinas trat so unentschlossen und ungenau gegen den Ball, dass Dickhaut retten konnte (16.). Auch Kaufman (15., 24.), Krupnikovic (20.) und Cherundolo (43.) versuchten sich vergeblich. 96-Trainer Ralf Rangnick sah also „ein Geduldspiel“, das sich auch in Hälfte zwei fortsetzte. „Schön, wenn ein Trainer dann auch mal ein wenig helfen kann, ein Spiel zu gewinnen.“ 

Denn Rangnick wechselte den Sieg ein, brachte Salif Keita und Christian Mikolajczak (61.) für Morinas und Krupnikovic. Acht Minuten später schlug Mikolajczak einen wundervollen Diagonalpass auf Cherundolo, dessen Flanke verwertete Keita mit dem Kopf zum 1:0. Schließlich kam Nehrbauer für Kaufman (79.), den Schluss kennen Sie. 2:0 gegen Absteiger Bochum – ist 96 nun schon ein Spitzenteam? „Wir können jeden Gegner schlagen“, glaubt Rangnick. „Mich interessiert aber vor allem, wie wir uns entwickeln. Der Weg ist das Ziel.“ Zurzeit marschiert 96 schnurstracks nach oben.

Die Reaktionen:

96-Trainer Ralf Rangnick: Wir haben trotz der fast tropischen Temperaturen Tempo gemacht und ein gutes Spiel gezeigt. Mit einem solchen Erfolgserlebnis macht man wieder einen Schritt nach vorne.

Bochums Trainer Bernhard Dietz: Der Druck von Hannover war so stark, daß wir irgendwann ein Tor bekommen mußten. Wir waren heute ohne Offensivabteilung hier.

Jörg Sievers: Es war ein ordentliches, gutes Spiel. Wenn wir da oben dran bleiben wollen, dürfen wir aber nicht immer so viele Fehler im Aufbau machen.

Jan Simak: Gegen Bochum zu gewinnen, ist super. Es war ein sehr gutes Spiel unserer Mannschaft, ich war heute eher durchschnittlich.

Carsten Linke: Wir spielen im Moment guten Fußball und hätten heute noch ein, zwei Tore höher gewinnen können. Die Stimmung war sensationell. Ich denke, die Zuschauer werden wiederkommen.

Dame Diouf: Bochum hat eine sehr gute Mannschaft und starke Spieler. Heute waren wir aber zu gut für sie.

Danijel Stefulj: Wenn wir in der ganzen Saison so Fußball spielen, müssen wir aufsteigen. Es ist gut, gegen einen Aufstiegskonkurrenten zu gewinnen.

Die Einzelkritik:

Jörg Sievers: Gegen den Aufstiegsfavoriten nahezu arbeitslos.

Steven Cherundolo: Großartige Leistung des 1,70 Meter kleinen Amerikaners. Machte rechts hinten dicht und nach vorne besonders viel Druck. Hatte Pech bei drei Weitschüssen. Bereitete auch noch das 1:0 mit der Flanke auf Keita vor.

Dame Diouf: Anfangs zwei kleine Wackler, dann kompromisslos und sicher. Hatte Glück, daß der Schiedsrichter einen Griff an den Hals von Graulund nicht mit Rot bewertete.

Carsten Linke: Macht Wahlkampf für Herbert Schmalstieg und mit dieser starken Leistung auch in eigener Sache Stimmung gegen die Konkurrenz als wichtiges Glied der Abwehrkette.

Danijel Stefulj: Links in der Kette nicht optimal eingesetzt. Später nach der Auswechslung von Krupnikovic stärker im Mittelfeld.

Altin Lala: Besser gehts kaum. Der 1,72 Meter kleine Albaner räumte alles ab, gewann jeden Zweikampf und bereitete noch das 2:0 vor.

Nebojsa Krupnikovic: kam nicht ins Spiel. Ein Freistoß war seine beste Aktion.

Jan Simak: Gewann klar das Spielmacherduell gegen die erbärmlich schlappe Bochumer Zaubermaus Wosz. Simak war nicht riesig, aber wieselig.

Igoris Morinas: Versagte wie in Unterhaching erneut wenige Meter vor dem Tor.

Jiri Kaufman: Arbeitete viel, ständig anspielbar, konnte sich aber im Strafraum nicht durchbeißen.

Daniel Stendel: Zwar wieder ohne Tor, aber als Dauerläufer und Vorbereiter gut.

Christian Mikolajczak: Mit ihm auf links liefs besser. Er war am 1:0 beteiligt. Auch danach mit guten Aktionen. Hat wieder einen Einsatz von Beginn an verdient.

Salif Keita: Köpfte das wichtige erste Tor. Versiebte danach in noch besserer Position freistehend das 2:0.

Thorsten Nehrbauer: Auch der dritte eingewechselte Spieler ließ es krachen - klasse sein Schuß zum 2:0

(Quelle: Neue Presse, 20.08.01)

Bericht aus dem kicker


Startseite