Hannover 96 | Saison 2001/02, 3.Spieltag |
SpVgg Unterhaching - Hannover 96 1:1 (0:0) |
Unterhaching: Tremmel - Bucher, Herzog, Seifert, Straube - Schwarz, Zimmermann, Breitenreiter - Lexa, Rraklli, Spizak / Trainer: Köstner
Hannover 96: Sievers - Cherundolo, Diouf, Stefulj, Mikolajczek - Simak, Krupnikovic, Lala - Stendel, Kaufman, Keita / Trainer Rangnick
Eingewechselt: 75. Ahanfouf für Rraklli, 75. Zdrilic für Breitenreiter - 61. Morinas für Keita, 61. Backhaus für Krupnikovic, 75. N'Diaye für Mikolajczak
Tore: 1:0 Lexa (53.), 1:1 Kaufman (86.) - Schiedsrichter: Margenberg (Wermelskirchen), - Zuschauer: 5 000 - Gelbe Karte: Ahanfouf - Diouf, Lala, Stefulj
Simak kreiselt zauberhaft - Und
96 schafft, was es will
Traum-Solo rettet Punkt.
Rangnick lobt gutes Spiel beim Absteiger
Irgendetwas muss da schief gelaufen sein zwischen Erich J. Lejeune und seiner Lieblingsmannschaft.
Lejeune ist Hauptsponsor in Unterhaching und sieht sich als „Deutschlands Motivator Nummer eins“.
Sein Motto „Du schaffst, was du willst“ ist auf vielen Banden zu lesen, aber in der vorigen Saison hatte
die erste Liga Unterhaching geschafft.
Auch in Liga zwei klappte es bisher nicht so recht, die allgemeine Verunsicherung beim Absteiger war
nach zwei Pleiten zum Start auch am Sonntag zu spüren. 96 dagegen kam mit dem Selbstbewusstsein von vier Punkten aus zwei
Spielen – und in einem Bus des FC Bayern, in dem das Team vom Hotel zum Platz fuhr.
Meisterlich freilich spielte auch 96 nicht – bei aller Kontrolle und Ordnung fehlte der letzte Druck im
Angriff. „Wir haben von der Anlage her hervorragend gespielt“, befand Rangnick später.
„Beim letzten Pass und im Abschluss wars aber zu schlampig.“ Salif Keita etwa vergab einige Chancen
(4., 33. und 35. Minute). Unterhaching dagegen agierte harmlos, mutlos, kraftlos. Es
schien, als würde 96 nicht in Gefahr geraten können, doch dieser Eindruck änderte sich
in Hälfte zwei. „Da haben wir die Temposteigerung nicht mitgemacht“, erkannte Torhüter Jörg
Sievers. In Minute 55 flankte Miroslav Spizak von rechts über die 96-Abwehr hinweg, und
Stefan Lexa köpfte wuchtig ins linke untere Eck. Sievers kam nicht mehr ran, der Ball
tropfte vom Pfosten ins Netz (55.). „In den zehn Minuten danach hatten wir große
Probleme und das Glück, nicht weiter in Rückstand geraten zu sein“, war Rangnick
klar. Altin Rraklli köpfte an den Pfosten (64.), dann aber machte 96 wieder Druck.
Erst zwei Minuten vor Schluss gelang der Ausgleich: Jan Simak drehte sich wie ein
Brummkreisel um seinen Gegenspieler, dribbelte dann vier weitere Hachinger aus und legte quer auf Jiri Kaufman, der zum 1:1 traf. „Das war fantastisch vorbereitet“,
fand Trainer Rangnick.
„Überhaupt hat Jan ein sehr gutes Spiel gemacht.“ Der Poker um den Vertrag, in den
sich jetzt auch Mario Baslers Berater Roger Wittmann einschalten will, hatte Simak
jedenfalls nicht verunsichert. Rangnick war sich schließlich nicht „sicher, ob ich mit dem Punkt glücklich sein soll,
wenn man kurz vor Schluss noch so eine glasklare Chance hat“. Igoris Morinas war
fünf Meter vor dem Tor freigespielt worden, brachte den Ball aber nicht an Torhüter
Tremmel vorbei. Schade, dass auch er nicht schafft, was er will.
Die Reaktionen:
96-Trainer Ralf Rangnick: Wir haben hier wieder zwei Gesichter gezeigt. In der ersten Halbzeit haben wir das Spiel über weite Strecken kontrolliert und hatten glasklare Möglichkeiten. In der zweiten Hälfte hatten wir zehn Minuten große Probleme. Wenn es uns jetzt gelingt, gegen Bochum zu gewinnen, ist der Punkt was wert.
Hachings Trainer Lorenz-Günther Köstner: 96 hat sich durch eine geschlossene Mannschaftsleistung den Punkt verdient. Bei uns hat die Angst mitgespielt.
Christian Mikolajczak: Wir können mit dem Punkt zufrieden sein. Mein Spiel war eine Halbzeit lang okay. In der zweiten hatte ich Startschwierigkeiten.
Jörg Sievers: Wir dürfen uns nicht beschweren über das 1:1.
Heiner Backhaus: Wir alle haben uns mehr erhofft. Es war ein kleiner Traum für mich, hier noch zum Einsatz zu kommen.
Steven Cherundolo: Es war ein komisches Spiel.
Danijel Stefulj: In den letzten zwei Minuten müssen wir das Spiel gewinnen.
Die Einzelkritik:
Jörg Sievers: Beim 0:1 war er machtlos.
Steve Cherundolo: Nicht so stark wie gewohnt. Cherundolo nutzte zu selten die
Lücken auf der rechten Seite und hatte Probleme mit Spizak.
Danijel Stefulj: Die Aushilfe in der Innenverteidigung (für den gesperrten Linke).
Erfüllte seine Mission als kompromissloser Zweikämpfer.
Dame Diouf: Humorlos in der Abwehr. Seine Gegenspieler haben nichts zu lachen.
Diouf grätscht, köpft und rennt unerbittlich.
Christian Mikolajczak: Der 96-Jüngling (19) wirkt noch etwas unbeholfen und zittrig
auf der linken Abwehrseite.
Altin Lala: Der Mann vom Früherkennungsdienst. Lala überragte als dauerlaufender
Abräumer vor der Abwehr und störte Unterhachings Angriffe schon im Aufbau.
Jan Simak: Wenn es im 96-Angriff gefährlich wurde, dann über ihn. Der Ballzauberer
bereitete brillant den Ausgleich vor. Allein eine gewisse Nachlässigkeit in der
Defensive könnte man ihm vorwerfen.
Nebojsa Krupnikovic: Nicht so einfallsreich wie zuletzt. Nach 55 Minuten war
Krupnikovic platt wie eine Flunder. Rangnick hätte ihn früher rausfischen sollen.
Daniel Stendel: Er hat sich bemüht.
Jiri Kaufman: Er trifft – und das ist gut so.
Salif Keita: Der Chancentod hatte einige gute Szenen als Passgeber.
Heiner Backhaus: Kam für Krupnikovic. Er grätschte ein halbe Stunde.
Igoris Morinas: Noch ein Chancentod – ohne gute Szenen.
Babacar N’Diaye: Bemühte sich.
(Quelle: Neue Presse, 13.08.01)