Oliver Schäfer hat schon viel erlebt. Mit dem 1. FC Kaiserslautern wurde er Deutscher Meister und Pokalsieger, in der Türkei lernte er die heißblütigen Fans am Bosporus kennen. Nun möchte er mit Hannover 96 den Aufstieg in die Bundesliga schaffen. Für dieses Ziel hat er auch klare Vorstellungen: "In zwei Jahren müßte es so weit sein. Wir werden alles daransetzen." Für den Neuzugang von Hannover 96 ist aber erst einmal wichtig, daß die Mannschaft zu Hause einen Sieg landet. Gegen den SV Waldhof Mannheim besteht dazu heute die beste Möglichkeit.

Zu Beginn der Woche war er schon überrascht, als er in fast allen Zeitungen seinen "Allerwertesten" betrachten konnte. In Saarbrücken war ihm zweimal das Gurtband der Hose gerissen, so daß er Zeugwart Michael Gorgas um eine neue Hose bat. Beim Wechseln standen aber zahlreiche Fotografen dabei, so daß fast zwangsläufig die Bilder geschossen wurden. "Ich habe schon so etwas gedacht, als mir das Malheur passiert war. Man muß halt damit nur umgehen können", sagte Oliver Schäfer zu den pikanten Schnappschüssen.

Die Idee, den 31 Jahre alten Abwehrspieler aus der Türkei nach Hannover zu holen, hatte 96-Trainer Horst Ehrmantraut. Als er vor Beginn der Saison anrief, war für Oliver Schäfer der Wechsel von Besiktas Istanbul zu den "Roten" klar. "Ich habe nicht einen Moment gezögert. In Hannover ist etwas zu bewegen, deshalb gab es für mich keine Frage, den Vertrag zu unterschreiben", erzählte Oliver Schäfer. Der im Schwarzwald in Lahr geborene Neuzugang hat in Freiburg seine Profi-Laufbahn begonnen. Nach seinem Wechsel zum 1. FC Kaiserslautern hat er viel erlebt. Die Trainer Friedel Rausch, Karl-Heinz Feldkamp, Rainer Zobel und Otto Rehhagel haben alle einen nachhaltigen Eindruck auf Oliver hinterlassen. Besonders "König Otto" hatte es wohl verpaßt, den Abwehrspieler an die "Roten Teufel" zu binden. So folgte er "Kalli" Feldkamp in die Türkei und suchte in ungewohnter Umgebung sein Glück.

Bei Hannover 96 gehört Oliver Schäfer inzwischen zum Stammpersonal. Allerdings schränkte er ein: "Keiner hat bei uns in der Mannschaft einen festen Platz. Jeder muß ihn sich im Training oder im Spiel erarbeiten", meinte Schäfer. Trainer Ehrmantraut schätzt die Spielart von Oliver: "Sein Defensiv-Verhalten ist gut. Das Spiel Mann gegen Mann ist seine Stärke. Er wird sich bei uns durchbeißen." Zu Beginn der Saison war Schäfer verletzt, jetzt hat er sich herangekämpft und spielt in den Planungen des Trainers eine wichtige Rolle.

Oliver Schäfer ist im Schwarzwald aufgewachsen. Den Beruf des Werkzeugmachers hat er schnell an den Nagel gehängt, als er seine Fähigkeiten auf dem Fußballplatz erkannte. Zu seinen Hobbies zählt neben Radfahren auch das Spielen eines Schlagzeuges. Im Keller seines Hauses kann er sich schon einmal mit einem Trommelwirbel auf die Gegner einstellen. Vielleicht liegt auf dem Gebiet der Musik auch seine Zukunft. Als Schlagzeuger in einer Band könnte man sich Oliver Schäfer gut vorstellen. Doch die nächsten vier Jahre möchte er auf dem Platz kräftig auf die Pauke hauen. Mit Hannover 96 viel Erfolg haben, ist insgeheim sein Wunsch. Er möchte sich ihn auch schnell erfüllen.