Hannover 96 | Saison 2000/2001, DFB-Pokal, 1. Hauptrunde |
VfL Osnabrück - Hannover 96 0:1 (0:1) |
Osnabrück: Brunn (3) - Wenschlag (3) - Schiersand
(3), Baerhausen (3) - Thioune (3), Schütte (4), Enochs (4), Weiland (2,5), Kindgen (4) -
Claaßen (4), Janiak (3) / Trainer: Lorkowski
Hannover 96: Sievers (2,5) - Ballwanz (4) - Schäfer (3), Amadou (4) -
Lala (3), Stefulj (3,5), Baschetti (2,5), Simak (4), Linke (3,5) - Kaufman (4), Stendel
(3,5) / Trainer Ehrmantraut
Eingewechselt: 46. Petri (4) für Claaßen, 46. Hey (3,5) für Schütte,
51. Teichmann (3,5) für Kindgen - 38. Bounoua (3) für Baschetti, 84. Dinzey für
Kaufman, 86. Morinas für Simak
Tore: 0:1 Stefulj (40.) - Schiedsrichter: Anklam (Hamburg) - Zuschauer: 8 079 - Gelbe Karten: Ballwanz, Kaufman, Schäfer, Simak
(in Klammern die kicker-Noten)
Die Null steht
96 machts mit Disziplin
96 siegt weiter. Mit dem schwer erkämpften 1:0 in Osnabrück gelang der Sprung in die zweite Pokal-Runde.
So etwas würde es bei 96 nicht geben. 90 Minuten vor Spielbeginn trudelten die Osnabrücker Profis allmählich einzeln von zu Hause an ihrem Arbeitsplatz ein. 96-Trainer Horst Ehrmantraut dagegen setzt auf kollektive Disziplin vorm Spiel. "Auf dem Dorf geht das eben", schwerzte 96-Manager Wolfgang Levin. Das war natürlich gemein, Osnabrück hat etwa 170.000 Einwohner. Einer vom Dorf ärgerte 96 aber gleich ganz gehörig: VfL-Stürmer Jacek Janiak ließ Manndecker Oliver Schäfer und Torhüter Jörg Sievers aussteigen, doch Altin Lala blockte seinen Schuss ab. Es wurde ungemütlich im engen Piepenbrock-Stadion, weil auch die kleine Osnabrücker Fangemeinde (8079 Zuschauer waren da) viel Wirbel veranstalteten. In der sechsten Minute wurde sie aber ganz leise: Carsten Linke hatte nach einem feinen 96-Freistoßtrick (Stendel durch Baschettis Beine auf Simak) an den Pfosten geköpft.
Es war ein munteres Spiel, das Osnabrück lange bestimmte. Der Aufsteiger griff beherzt, aber ein wenig kopflos an. Die 96-Abwehr um den neuen Libero Holger Ballwanz kam nur selten ernsthaft in Gefahr. Ballwanz hatte fast alles im Griff, auch in der 15. Minute packte er energisch zu: Osnabrücks Stürmer Daniel Thioune fiel im Strafraum, doch der Schiedsrichter ließ weiterspielen. Für den früheren VfL-Profi Mirko Baschetti war die Partie schon in Minute 33 zu Ende. Christian Claaßen war unglücklich auf den Knöchel des Mittelfeldspielers gefallen, Baschetti mußte verletzt raus.
96 agierte auch ohne ihn in Hälfte eins effektiver als Osnabrück, was anfangs an Spielmacher Jan Simak lag. ER hatte erstmals seinen Freund als Anspielstation in der Spitze. Jiri Kaufmann (20) feierte sein Pflichtspiel-Debüt für 96, er war für Igoris Morinas ins Team gekommen. Die beiden Tschechen suchten - und fanden sich in der 40. Minute. Einen 40-Meter-Pass von Simak nahm Kaufman mit der Brust an und leitete den Ball auf Danijel Stefulj weiter, der zum 1:0 traf. Später glänzte Simak nicht mehr, hinterher entschuldigte er sich sogar bei Ehrmantraut für seine Leistung.
Es wurde noch ein schwerer Pokalabend. Osnabrück erhöhte nach der Pause den Druck, 96 ließ sich zu weit hinten reindrängen. Gefährlich wurde es vor allem bei Freistößen, doch der frühere Armine Dennis Weiland (63.) und Joe Enochs (65.) verpaßten den Ausgleich, auch Thioune vergab (73.). Schließlich feierte auch Michel Dinzey noch seinen (wenn auch kurzen) Einstand. Er kam in der 84. Minute für Kaufman und half, das 1:0 bis zum Schlußpfiff zu retten.
Die Reaktionen:
96-Trainer Horst Ehrmantraut: Die bessere Mannschaft ist ausgeschieden. Wir haben weitestgehend nur reagiert statt zu agieren. Mit der Qualität unseres Spiels kann ich nicht einverstanden sein.
Osnabrücks Trainer Michael Lorkowski: Wir waren die klar bessere Mannschaft, haben es aber nicht verstanden, ein Tor zu schießen.
96-Manager Wolfgang Levin: Das Ergebnis versöhnt.
Moudachirou Amadou: Es war gar nicht so schwer.
Jörg Sievers: Ein verdienter Sieg. In der zweiten Halbzeit haben wir eine halbe Stunde zu viel Druck zugelassen. Richtig gefährlich ist es aber nicht geworden.
Oliver Schäfer: Hier zählt Schönheit nicht. Du mußt dichtmachen und irgendwie ein Tor schießen.
Die Einzelkritik:
Jörg Sievers: Gut, dass er hinten drin steht.
Holger Ballwanz: Abgezockter, spielender Libero. Nie hinter, meist vor der Abwehr. Kühl, stopft die Löcher nicht mit der heißen Nadel. Fädelte auch den Angriff ein, der zum 1:0 führte.
Moudachirou Amadou: Nicht ganz fit. In der ersten Halbzeit entwischte ihm sein Gegenspieler Christian Claaßen einige Male. In der zweiten Hälfte schickte er Petri durch die Stürmerhölle.
Oliver Schäfer: Ließ sich von Janiak anfangs verladen. Bekam den Stürmer aber besser in den Griff:
Altin Lala: Zuerst rechts, dann nach Baschettis Auswechslung Gegenspieler von Dennis Weiland. Zweikampfstark, beste Saisonpartie des Albaners.
Mirko Baschetti: Bis zu seiner Knieverletzung in der 33. Minute stärkster 96-Spieler. Gewann fast jeden Zweikampf gegen den Ex-Arminen Dennis Weiland.
Carsten Linke: Köpfte nach einem Freistoßtrick den Ball an den Pfosten. Machte viel Drecksarbeit, wischte Pannen der anderen weg.
Danijel Stefulj: Machte das Tor, putzte ansonsten auf der für ihn ungewohnten linken Seite viele Bälle weg.
Jan Simak: Anfangs Ideenzentrale. Super sein 40-Meter-Pass vorm 1:0. Aber manchmal noch zu verspielt. In der zweiten Halbzeit abgetaucht.
Daniel Stendel: Viel am Ball, aber war ihn auch meist schnell wieder los.
Jiri Kaufman: Legte bei seinem ersten Einsatz Stefulj zum 1:0 vor. Leichtfüßig und schwer vom Ball zu trennen. Ein Gewinn.
Mourad Bounoua: Entlastete mit seinen Vorstößen auf rechts die Stürmer. Vergab zwei gute Torchancen.
Michel Dinzey: Durfte mal reinschnuppern.
Igoris Morinas: Machte nichts falsch.
(Quelle: Neue Presse, 26.08.00)