Hannover 96

Saison 2000/2001, 32.Spieltag


Hannover 96 - Bor. Mönchengladbach 0:0


Hannover 96: Sievers (1) - Molata (4) - Dermech (4), Amadou (4), Schäfer (4,5) - Rose (4), Linke (3,5), Lala (3,5), Stefulj (4) - Simak (3,5), Stendel (5) / Trainer: Levy

Bor. Mönchengladbach: Kamps (3) - Lanzaat (4), Eberl (3,5), Korell (4), Witeczek (4) - Demo (4), Nielsen (3), Hausweiler (3) - van Houdt (3,5), van Lent (4), Osthoff (3) / Trainer: Meyer

Eingewechselt: 80. Cherundolo für Simak, 84. Gorges für Stendel, 90. Bounoua für Stefulj - 60. Korzynietz (3) für van Houdt, 84. Auer für Eberl, 90. Asanin für Osthoff

Tore: Fehlanzeige - Schiedsrichter: Kircher (Rottenburg) - Zuschauer: 16 648 - Gelbe Karten: Lala, Molata - van Houdt - Gelb-Rote-Karte: Rose (79., wiederholtes Foulspiel)

(in Klammern die kicker-Noten)


Herzlichen Glückwunsch - Ohne Sievers wäre 96 nix
Sein 400. Spiel für Hannover. Er vermasselt Gladbach die Party

 96 hat Gladbach die Aufstiegsfeier vermasselt. Im zweiten Spiel mit Trainer Stanislaw Levy gabs allerdings die zweite Nullnummer. 

Erst mal Blumen für den Jubilar: Vorstand Uwe Krause gratulierte Torhüter Jörg Sievers zum 400. Einsatz für 96. Auch von den Fans gab es einen bunten Strauß guter Wünsche. "Auf die nächsten 400", war etwa auf einem Transparent zu lesen. Womit Sievers ungefähr noch bis zum 50. Lebensjahr für 96 im Tor stehen müsste. Andere Anhänger brachten auch ihre Hoffnung auf einen Aufstieg im kommenden Jahr zum Ausdruck: "Danke Jörg. Nr. 437 in Liga eins" - das wäre dann wohl im August 2002. Rosige Aussichten hat zurzeit aber nur Mönchengladbach. 10.000 Fans hatten ihr Team begleitet - in der Hoffnung, in Hannover 709 Tage nach dem Abstieg die Rückkehr in die Bundesliga feiern zu können.

Einige von ihnen stimmten sich mit hämischem Liedgut auf die Partie ein. "Ohne Gladbach wär hier gar nix los", sangen sie, was nach den trostlosen letzten Spielen im Niedersachsen-Stadion auch stimmte. Leider war auch mit Gladbach zunächst nichts los, der Tabellenzweite drückte 96 zwar hinten rein, die nötige Kreativität eines kommenden Erstligisten war allerdings nicht zu erkennen. Osthoff versuchte sich vergeblich mit einem Freistoß (9.) und einem Gewaltschuss aus 35 Metern (30.), Hausweiler (16.), van Lent (24.) und van Houdt (43.) scheiterten an Sievers. Ordentliche Chancen waren das immerhin. 96 dagegen schien sich gar nicht um eigenen Offensivschwung, sondern nur ums Zerstören zu bemühen, was einigermaßen gelang. 

Der destruktive Kick war nicht schön anzusehen, das jedoch änderte sich nach der Pause. Nun bemühte sich 96, mit dem aufstrebenden Gast mitzuspielen. Jan Simak hatte gleich die Chance zur Führung, traf in Minute 47 aber nur den Pfosten. Nun kam Schwung in die Partie, Hausweiler stürmte auf Sievers zu, der 96-Torhüter aber hielt erneut (57.). Dann hatte 96 wieder Pech: Altin Lala traf das Lattenkreuz (67.). Eine Minute später kam Unvermögen dazu: Danijel Stefulj gelang es nicht, den Ball aus sieben Metern ins Tor zu befördern. Weil Marco Rose sich nach 78 Minuten mit Gelb-Rot verabschiedete, musste 96 zittern. Schäfer rettete gegen Korzynietz (81.), Osthoff schoss vorbei (88.), und Sievers hielt van Lents Schuss (89.).

Glückwunsch dem 96-Dinosaurier zu dieser tadellosen Leistung. So musste Gladbach die Aufstiegsfeier verschieben - bis kommenden Sonntag in Fürth oder zum Finale am 20. Mai gegen Chemnitz.

Die Reaktionen:

96-Trainer Stanislaw Levy: Wir wollten verhindern, dass Gladbach hier den Aufstieg feiern kann. Wir haben läuferisch und kämpferisch alles gegeben. Das Unentschieden ist in Ordnung.

Gladbachs Trainer Hans Meyer: Ich habe mich gefühlt, wie auf dem Bökelberg, wo die Mannschaften immer hinten dichtmachen. 

Carsten Linke: Gladbach ist fußballerisch die bessere Mannschaft, das hat man gesehen. Wir haben nach dem Platzverweis super gekämpft.

Marco Rose: Ich denke, ich habe den Eberl vor meinem Platzverweis klar getroffen. Wir haben spielerisch Defizite, aber Gladbach ist keine Comic-Truppe.

Jörg Sievers: Wir hatten klare Chancen, haben aber das Tor nicht getroffen.

Die Einzelkritik:

Jörg Sievers: Wer nach 400 Spielen für 96 immer noch der Beste seines Teams ist, dem kann man nur gratulieren und wünschen, dass er lange weitermacht. Ohne Sievers wäre diese 96-Mannschaft noch schlechter. 

Michael Molata: Libero, der fast nur nach hinten arbeitete - wie seine Kollegen. Das allerdings nicht schlecht. 

Moudachirou Amadou: Als Manndecker gegen Markus Osthoff - linke der drei Gladbacher Spitzen - aus seinem sonstigen Arbeitsgebiet Strafraum versetzt. Ordentlich. 

Fahed Dermech: Manndecker gegen den kopfballstarken Arie van Lent, kam jedoch oft zu spät. 

Oliver Schäfer: Deutliche Steigerung nach zuletzt katastrophalen Leistungen. Schäfers Bauchmuskelverletzung ist fast überwunden, Gladbachs teuerster Spieler van Houdt kam nicht an ihm vorbei. 

Danijel Stefulj: Rechts in der Mittelfeldkette. Energisch, man sah, dass er was bewegen wollte. Hat er aber nicht. Fiel vor Schwäche um, als er ein Tor hätte machen können. 

Altin Lala: Sollte das 96-Spiel machen. Überfordert. Beste Aktion war ein Kracher gegen das Tordreieck. 

Carsten Linke: Noch einer der vielen 96-Zerstörer. Machte das ganz flott. Aber nach vorn kam nichts. 

Marco Rose: Spielt bis zum Saisonende um seinen Arbeitsplatz in Hannover. Kann sich bewähren, könnte sich aber noch steigern. Zu der verpatzten Saison passt der Platzverweis - dornige Monate für Rose. 

Daniel Stendel: In den letzten beiden Spielen trifft er dann bestimmt noch mal wieder. Doch, ganz sicher. Sonst würde er ja in die Sommerferien gehen mit der verblassenden Erinnerung an den letzten Treffer vom 24. November in Aachen. Das wäre nicht schön. 

Jan Simak: Eine Kreativkraft wie er ist als Mittelstürmer eigentlich verschenkt. Trotzdem der gefährlichste Angreifer bei 96, einmal wackelte der Pfosten nach einem Volltreffer.

Steven Cherundolo: Fiel nicht weiter auf.  

Guido Gorges: Sollte vorne ein Tor köpfen. 

Mourad Bounoua: Konnte nichts mehr bewegen.

(Quelle: Neue Presse, 08.05.01)


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