Hannover 96

Saison 2000/2001, 28.Spieltag


MSV Duisburg - Hannover 96 2:1 (2:1)


MSV Duisburg: Stauce (2,5) - Kovacevic (4), Wohlert (2,5), Steffen (3,5) - Wolters (4), Vana (4), Keidel (4,5), Liebers (4,5) - Zeyer (4) - Ebbers (5), Güvenisik (2) / Trainer: Eichkorn

Hannover 96: Sievers (3) - Dermech (3,5) - Amadou (3,5), Schäfer (5,5) - Stefulj (4), Lala (3,5), Baschetti (4), Däbritz (4,5) - Bounoua (2,5), Simak (4,5) - Stendel (4,5) / Trainer: Ehrmantraut

Eingewechselt: 46. Drsek (4) für Vana, 61. Seidel für Ebbers, 75. Stark für Steffen - 18. Cherundolo (4) für Schäfer, 61. Morinas für Däbritz, 79. Gorges für Stefulj

Tore: 1:0, 2:0 Güvenisik (2., 8.), 2:1 Bounoua (36.) - Schiedsrichter: Gagelmann (Bremen) - Zuschauer: 6 097 - Gelbe Karten: Seidel, Wohlert, Wolters - Däbritz, Schäfer

(in Klammern die kicker-Noten)


96 bekommt sein Fett weg, Schäfer ein armes Würstchen
Abwehr-Schlaffis kalt erwischt. Die letzten Aufstiegsträume geplatzt

Erst mal eine Portion Pommes. Dachte sich Ahlens Trainer Peter Neururer vor dem Anpfiff. Der harte 96-Kritiker war mit Assistent Werner Kasper sowie dem Trainer a. D. Gerd vom Bruch (früher Gladbach) ins Wedau-Stadion gekommen und bekam wieder viel zu lästern über seinen Ex-Klub, nachdem er sich die Finger abgewischt hatte.

Denn 96 hatte es kalt erwischt. Schon nach 90 Sekunden wuchtete Ralf Keidel einen Freistoß aus 22 Metern an die Latte, Sercan Güvenisik staubte ab zum 1:0 für Duisburg. Oliver Schäfer hatte den Torschützen zuvor zu Fall gebracht. Der 96-Manndecker bekam seinen Gegenspieler Güvenisik nicht in den Griff. In Minute acht sprintete der Stürmer ihm nach einem langen Pass von Steffen locker davon und traf zum 2:0. Das sah blöd aus, auch weil der Rest der 96-Abwehr um Fahed Dermech (statt Molata erneut Libero) viel zu weit nach vorne gerannt war. So wurde der frühere Lauterer Meisterspieler Schäfer zum armen 96-Würstchen, in der 19. Minute hatte Trainer Horst Ehrmantraut ein Einsehen und wechselte ihn gegen Steve Cherundolo aus. Fortan aber gab 96 Neururer kaum noch Anlass für Frotzeleien, Hannover machte zunehmend Druck und vermied hinten Fehler. Daniel Stendel (24.) und Altin Lala (25.) vergaben die ersten guten Chancen. Mourad Bounoua aber machte es (nach Vorarbeit von Stendel und Däbritz) in Minute 36 besser - nur noch 1:2. Da ging noch was, wurde 96 endlich klar, zumal Duisburg das Offensivspiel nun weitgehend eingestellt hatte. Die Gastgeber bewegten sich Ende der ersten und Anfang der zweiten Hälfte noch ungefähr so viel wie die Gäste an einer Imbissbude.

Dass auch ein Punkt zu wenig wäre, war Ehrmantraut klar. "Wir müssen etwas riskieren", hatte er gefordert. Wo aber war das Angriffsspiel, der Griff nach der allerletzten Chance? Baschetti schoss drüber (51.), Stendel links vorbei (59.), Simaks Freistoß hielt Stauce (68.). Ehrmantraut brachte Morinas für Däbritz (62.), später auch Gorges für Stefulj (80.), doch es nutzte alles nichts. Als Simak abermals und auch Bounoua mit Freistößen (82., 88.) in den Abendhimmel scheiterten, wurde klar: Auf Wolke sieben und Platz drei wird 96 die Saison nicht beenden. Schon gar nicht, wenn man auswärts nicht gewinnen kann: Es war die neunte Pflichtspiel-Schlappe in Folge auf des Gegners Platz.

Die Reaktionen:

96-Trainer Horst Ehrmantraut: Was für uns bleibt, ist tiefer Frust. Wie wir agiert haben, ist wie eine Freizeitmannschaft gegen eine Profimannschaft. Wir haben das Spiel in den ersten zehn Minuten total aus der Hand gegeben.

Duisburgs Trainer Seppo Eichkorn: Wir haben das Spiel in den ersten zehn Minuten gewonnen. Im Rest der Spielzeit haben wir nur verteidigt.

96-Vorstand Uwe Krause: Wir waren heute die bessere Mannschaft, aber dafür kann man sich nichts kaufen.

96-Manager Wolfgang Levin: Es gab große Schlafmützigkeit in unserer Abwehr.

Jörg Sievers: Wir haben in den ersten Minuten schlecht geschaltet. Wenn es dann 0:2 steht, ist die Position schlecht. Das ist wieder eine Niederlage, die wir uns selbst zuzuschreiben haben.

Steven Cherundolo: Wir haben nach dem 0:2 Druck gemacht, es ist auch ein Tor gelungen. Normalerweise müssen wir weitere machen. Wir haben aber große Chancen vergeben.

Altin Lala: Wir haben am Anfang total gepennt. Danach haben wir viele Zweikämpfe gewonnen und auch Chancen gehabt. Wir hätten zwei, drei Tore schießen müssen. Es wurde für uns aber immer schwerer, je länger das Spiel gedauert hat.

Die Einzelkritik:

Jörg Sievers: Richtig viel zu tun hatte er nur in den ersten acht Minuten. Sein Tor wurde in dieser Zeit zur Schießbude, was nicht Sievers Schuld war.

Fahed Dermech: Ein Abwehrchef, der seiner Abwehr keine große Hilfe war. Bei beiden Duisburger Treffern nicht zur Stelle.

Oliver Schäfer: Güvenisik - diesen komplizierten Namen wird der 96-Manndecker kaum unfallfrei aussprechen können. Vergessen wird Schäfer ihn trotzdem so schnell nicht, der Duisburger Stürmer spielte ihm einen Knoten ins Ohr - Verzeihung - in die Beine.

Moudachirou Amadou: Viel gesehen haben wir vom 96-Verteidiger nicht. Von Angreifer Ebbers allerdings auch nicht, was Amadous Verdienst war.

Altin Lala: Als Antreiber im zentralen Mittelfeld bemüht, aber deplatziert. Wir fliegen eher auf Lala, wenn er auf dem rechten Flügel wirbelt.

Mirko Baschetti: Glänzte als Abräumer vor der Abwehr. Der Intellektuelle unter Hannovers Profis gefiel mit vielen klugen Pässen. Ein starker Vertreter des gelb-gesperrten Linke.

Danijel Stefulj: Nicht so dynamisch wie gewohnt. Die rechte Seite ist nicht sein Revier, dort verläuft (und verdribbelt) er sich zu oft.

Nico Däbritz: Regisseur ohne Erfolg. Auch wenn er sich wie immer bemüht hat - mit seinen (wenigen) Anweisungen und Ideen erreichte Däbritz die Mitspieler nicht.

Mourad Bounoua: Das Beste, was er gemacht hat, war, das Runde mit dem Kopf ins Eckige zu befördern. Sonst bisweilen konfus.

Daniel Stendel: Wieder kein Tor, wir haben Mitleid. Doch das ist das Schlimmste, was einem Stürmer passieren kann.

Jan Simak: Der Ballzauberer brachte auch Duisburgs Fans zum Schwärmen. Seine Magie aber hatte Grenzen - vorm Tor ließ sie schlagartig nach.

Steven Cherundolo: Hatte Güvenisik besser als Schäfer, aber auch nicht fest im Griff: Der Duisburger Stürmer vergab noch zwei Chancen.

Igoris Morinas: Im Training Welt-, wieder Kreisklasse. Eine halbe Stunde zum Vergessen.

Guido Gorges: Musste mitverlieren. In den letzten zehn Minuten dabei, aber nicht mittendrin.

(Quelle: Neue Presse, 07.04.01)


Startseite