Hannover 96 | Saison 2000/2001, 21.Spieltag |
Hannover 96 - 1. FC Saarbrücken 3:0 (1:0) |
Hannover 96:
Sievers (2,5) - Schäfer (3,5), Amadou (2,5) - Dermech (4) - Lala (3), Linke
(3,5), Cherundolo (4), Stefulj (3,5) - Krupnikovic (-) - Simak (3), Stendel (4)
/ Trainer: Ehrmantraut
Saarbrücken: Eich (5) - Stratos (2,5) - Tiéku (5), Winklhofer (4) -
Cartus (3), Hutwelker (4,5), Grozavu (4), Plassnegger (3,5) -
N. Hofmann (4) - Krieg (5), Choji (4,5) / Trainer: von Heesen
Eingewechselt: 24. Däbritz (4) für Krupnikovic, 81. Bounoua für Simak, 87. Gorges für Stendel - 62. Dikhtiar für Krieg, 62. Bartolovic für Cartus, 87. Haas für N. Hofmann
Tore: 1:0 Tiéku (41., Eigentor), 2:0 Stefulj (49.), 3:0 Lala (69.) - Schiedsrichter: Koop (Lüttenmark) - Zuschauer: 8 025 - Gelbe Karten: Stendel - Grozavu, Stratos - Bes. Vorkommnisse: Sievers hält Foulelfmeter von Hutwelker (53.)
(in Klammern die kicker-Noten)
Es geht doch bei 96 - Sie
klettern nach oben
Erster Sieg seit dem 24.
November. Eigentor macht den Anfang
96 hat das Siegen nicht verlernt. Mit einem 3:0 gegen Saarbrücken kletterte Hannover wieder auf Platz drei der
zweiten Liga.
Wiedersehen mit einem alten Bekannten: Schon eineinhalb Stunden vor Spielbeginn kehrte der frühere 96-Manager
Thomas von Heesen in das Niedersachsen-Stadion zurück - weitgehend ignoriert von den Fans.
Der Saarbrücker Trainer war mit seiner Mannschaft stressfrei im Linienjet nach Hannover gekommen und wollte nach dem
Auswärtserfolg in Fürth nun in Hannover zu einem Höhenflug in Liga zwei starten.
"Wir müssen die erste halbe Stunde überstehen", hatte von Heesen einem alten Freund verraten, und so begann
Saarbrücken mit der Hinten-dicht-Taktik. Sie verriegelten das eigene Tor, gewissermaßen machten die Gäste so gute
Werbung für ihren Sponsor "Praktiker", eine Kette von Heimwerker-Märkten. "Geht nicht, gibts nicht" heißt deren Werbeslogan, aber leider
ging für beide Mannschaften lange nicht viel, weil auch 96 ängstlich begann. Der letzte Sieg (4:0 in Aachen am 24.
November 2000) lag immerhin zweieinhalb Monate zurück. Nebojsa Krupnikovic sollte als Vorarbeiter im offensiven
Mittelfeld neuen Schwung bringen, doch nach 22 Minuten war die Partie für ihn schon wieder
vorbei. Der frühere Chemnitzer humpelte mit einer Fußverletzung vom Platz.
Als die erste halbe Stunde tatsächlich weitgehend ereignislos verstrichen war, wurde der 96-Torhüter plötzlich
wachgerüttelt. Eine verirrte Flanke von Cartus hatte sich von oben an die Latte gesenkt.
96 zum ersten Mal im Glück. Und so sollte es weitergehen: In Minute 40 flankte Daniel Stendel auf Altin Lala. Der Pass
kam nicht an, sondern fiel Pechvogel Anthony Tieku auf den Kopf und von dort in hohem Bogen in die linke Ecke des
Tors. Eine feine Serviceleistung des Saarbrücker Verteidigers. Das war praktisch.
Die zweite Hälfte begann, wie die erste aufgehört hatte, nur dass diesmal keiner der 96-Gegner tatkräftig helfen musste.
Genau genommen haben sie alle nach einem schnellen 96-Konter brav zugeschaut, als Däbritz in den Strafraum
flankte, Linke kerzengerade in die Luft und an Torhüter Eich vorbeiköpfte - und Stefulj abstaubte.
Irgendwie schien Schiedsrichter Koop kurz darauf etwas gutmachen zu wollen, als Krieg
nach einem Zweikampf mit Amadou zu Boden fiel. Er entschied auf Strafstoß, doch
Sievers hielt den von Hutwelker getretenen Ball. Fortan machte 96 den Fans mit flottem Konterspiel Freude,
Lala (69.) erhöhte nach Pass von Cherundolo auch auf 3:0. Thomas von Heesen schwänzte die Pressekonferenz nach
dem Spiel. Er müsse die Seinen aufrichten, hieß es. Aber die 96-Wunden sind wohl noch nicht vernarbt.
Die Reaktionen:
96-Trainer Horst Ehrmantraut: Wir haben ab der ersten
Minute sehr verkrampft gespielt und mussten einige prekäre Situationen überstehen.
Man kann bei diesem Druck nicht erwarten, dass die Mannschaft flüssig aufspielt.
Christian Schreier, Kotrainer von Saarbrücken: Man hat gesehen, dass wir ein sehr gutes Spiel abgeliefert haben. Wir
haben nur vergessen, Tore zu schießen.
Fahed Dermech: Es ist normal, wenn nach sechs Spielen ohne Sieg von Krise geredet wird. Deshalb war das ein ganz
wichtiger Sieg. Es sind noch zwei Aufstiegsplätze zu vergeben, da geht noch was.
Jörg Sievers: Schwer zu sagen, wie das Spiel gelaufen wäre, wenn wir nach dem 2:0 ein schnelles Gegentor
bekommen hätten. Von daher war es wichtig, dass ich den Elfmeter gehalten habe.
Carsten Linke: Die Führung kurz vor der Halbzeit hat uns natürlich geholfen. Es spielte sich in der zweiten Halbzeit
wesentlich leichter.
Altin Lala: Nach dem 2:0 haben wir endlich befreit aufspielen können. Wir können aber sicher noch besser
auftreten.
Oliver Schäfer: Der Trainer hat in der Kabine die richtigen Worte gefunden. Jeder wusste, worum es geht.
Die Einzelkritik:
Jörg Sievers: Zu null gespielt und einen wichtigen Elfmeter
gehalten. Das gibt bei uns eine Eins. Setzen. Und weiter so, Sievers.
Fahed Dermech: Nach der Hochzeit mit seiner Kerstin wirkte er zweimal merkwürdig gestresst und überfordert. Am
Freitag präsentierte er sich stolz, kraftvoll und zeigte Übersicht.
Oliver Schäfer: Sein Gegenspieler Sambo Choji neigt gewöhnlich zu eleganten Tänzchen um seine Bewacher. Aber
nicht mit dem Olli, der ihm auf die Füße trat und so aus dem Takt brachte.
Moudachirou Amadou: Hätte um ein Haar den Friedensnobelpreis bekommen. Stürmer Krieg gewann kein
Gefecht - nur einmal, was gleich Elfmeter gab.
Steven Cherundolo: Im Wald heißen die Tiere mit den kurzen Beinen und den wendigen Bewegungen Wiesel. Das
96-Wiesel ist nur manchmal noch zu verspielt.
Carsten Linke: Am Anfang hätte er einen Kompass gebraucht, um den rechten Weg und einen Mitspieler zu
finden. Später etwas genauer auf Kurs.
Danijel Stefulj: Und noch ein Tier: Hannovers bullige Arbeitsbiene. Summte sogar weit vorne herum bei seinem
lustvollen Honig-Tor aus zwei Metern.
Nebojsa Krupnikovic: Der Kurzarbeiter. Nach 22 Minuten wars unter Schmerzen vorbei. Machte bis dahin einiges ganz
flott.
Altin Lala: Wie ein Smart in der Innenstadt. Klein und wendig. Und spritzig in der Beschleunigung vor seinem 3:0.
Jan Simak: Faul war der Zauberer auf Bewährung nicht. Doch die frühere Magie hat der Problem-Profi noch nicht
zurück. Braucht noch ein paar harte Ehre-Worte.
Daniel Stendel: Wichtig, dass er so viel wühlt. Aber was die Tore angeht, steht er weiter im Loch.
Nico Däbritz: So überflüssig wie zuletzt behauptet ist er doch nicht. Ordnete ersatzweise die Mitte.
Mourad Bounoua: Lief noch dreimal nach vorne. Musste sogar duschen.
(Quelle: Neue Presse, 10.02.01)