Hannover 96 | Saison 2000/2001, 20.Spieltag |
LR Ahlen - Hannover 96 2:1 (0:0) |
LR Ahlen: Langerbein
(3) - Daschner (2) - D. Schuster (3), Zimmermann (2,5) - Donato (4,5), Hamann
(4), Fengler (2) - Spörl (3),
Arnold (1) - Gaißmayer (3,5), Feinbier (4,5) / Trainer: Neururer
Hannover 96: Sievers (2) - Schäfer (3), Dermech (3), Amadou
(2) - Stefulj (3), Lala (3,5), Linke (2,5), Cherundolo (4), Dinzey (4) - Simak
(4,5), Stendel (3) / Trainer: Ehrmantraut
Eingewechselt: 60. Krohm (1,5) für Feinbier, 60. Bella (3) für Gaißmayer, 66. Sopic für Donato - 76. Bounoua für Stefulj, 84. Morinas für Dinzey
Tore: 0:1 Stefulj (71.), 1:1 Arnold (75.), 2:1 Krohm (83.) - Schiedsrichter: Berg (Konz) - Zuschauer: 7 150
(in Klammern die kicker-Noten)
Eiszeit, weil 96 auf der
Buckelpiste stürzt
Stefuljs 1:0 reicht nicht.
Fehlstart nach Winterpause perfekt
Weiterer Rückschlag für 96 im Aufstiegskampf. In Ahlen gab es am Freitag eine 1:2-Pleite. Der Fehlstart nach der Winterpause ist perfekt. Fußballfans werden sicherlich wissen, wofür das Kürzel LR vor dem Ahlener Vereinsnamen steht? Ja, genau: Leichtathletik Rasensport. Ein W für Wintersport fehlt, was allerdings gestern das sportive Treiben angemessen beschrieben hätte. Schneebedeckter Platz, schwerer Stand und viele Rutschpartien.
Mittendrin auch wieder Michel Dinzey, dem 96-Trainer Horst
Ehrmantraut trotz einer Leistung weit unterhalb der Leidensgrenze der Fans erneut eine Chance gab.
Im Vergleich zur Startelf aus der Chemnitz-Partie (0:0) rückte nur Steven Cherundolo für Nico Däbritz ins Team.
Allerdings stellte Ehrmantraut taktisch um. So agierte Danijel Stefulj auf die rechte Seite, Altin Lala kümmerte sich um Ahlens
Spielmacher Marc Arnold.
Überhaupt begann 96 ganz anders als beim Kaltstart aus der Winterpause. Endlich gingen die Profis mit heißem Herzen in
die Zweikämpfe. Die erste Torchance vergab Daniel Stendel, der an Torwart Langerbein aus 14 Metern nicht vorbeikam
(sechste Minute). Aus nahezu
derselben Position scheiterte der 96-Stürmer in der 38. Minute erneut. Davor hatte Harald Spörl die größte
Ahlener Tormöglichkeit vergeben. Cherundolo, der als Manndecker mit Lumpi, wie Spörl genannt wird, Gassi ging,
ließ die Leine zu locker. Von der Strafraumgrenze flog der rote Ball nur Zentimeter am Tor vorbei.
Trotz der eisigen Verhältnisse wars in der ersten Halbzeit ein unterhaltsames Spiel. Die 96-Akteure
kämpften endlich wieder, und Ansätze von ansehnlichem Kombinations-Fußball über Carsten Linke und Stefulj
erfreuten den 96-Trainer.
Vorne stockte es aber bei Stendel. Und auch Jan Simak fuhr zu selten mit seinem Gegenspieler Dirk Schuster Schlitten.
Der Platz wurde nun immer mehr zur Buckelpiste. Das Team von Ex-96-Trainer Peter Neururer machte immer mehr
Druck. Ahlen stellte 96 vor Berge von Problemen, vor allem nachdem Neururer sein Sturm-Duo ausgetauscht hatte.
Feinbier und Gaißmayer gingen, Bella und Krohm kamen. Überraschend fiel dann die 96- Führung. Stefulj drückte den
Ball über die Linie (71.). Das Tor löste eine Lawine aus - aber nur bei den
Ahlenern. Drei Minuten später wieder Eiszeit bei 96. Arnold lupfte den Ball an Sievers vorbei (74.).
Der Kälteschock in der 82. Minute: Krohm köpfte das Siegtor für Ahlen.
Die Reaktionen:
96-Trainer Horst Ehrmantraut: Wir wussten, dass das
hier eine schwere Aufgabe wird. Wir mussten erst unsere Grundordnung im taktischen Rahmen finden. Das
ist uns in der ersten Halbzeit auch gelungen. Der Bruch war dann in der zweiten Halbzeit. Wir haben nicht mehr die Konsequenz
gezeigt im Zweikampfverhalten. Das ist für uns eine sehr bittere Niederlage. Wir sind oben raus und müssen uns jetzt
wieder finden.
Ahlens Trainer Peter Neururer: Nach den Ausführungen von Horst Ehrmantraut kann ich mich darauf beschränken,
den Hut vor meiner Mannschaft zu ziehen. Wir sind nach dem 0:1 umgefallen, aber schnell wieder aufgestanden. Wir haben
glückliche Momente zu den beiden Toren gehabt und sind verdientermaßen als Sieger
vom Platz gegangen.
Jörg Sievers: Eine unnötige Niederlage. Wenn wir hier führen, müssen wir den Vorsprung nach Hause bringen.
Carsten Linke: Wir haben in der ersten Halbzeit katastrophale Fehler gemacht in der Abwehr und uns vorne
nicht durchgesetzt. Was hilft es dann, wenn wir insgesamt ein ordentliches Spiel gezeigt haben?
Moudachirou Amadou: Wir hätten gewinnen müssen. Der Platz war eine Katastrophe.
Oliver Schäfer: Ich bin stinksauer, das musste nicht sein.
Die Einzelkritik:
Jörg Sievers: Zuverlässig wie gehabt. Chancenlos bei den
Gegentoren.
Fahed Dermech: Spielte diesmal wieder hinter den Manndeckern. Solider Part, gelegentlich
Standschwierigkeiten auf dem seifigen Platz.
Oliver Schäfer: Stark gegen Gaißmayer, im zweiten Durchgang dann ein starker Leistungsabfall - Gegenspieler
Mario Krohm schoss nicht zufällig das Ahlener Siegtor.
Moudachirou Amadou: Meldete zunächst Markus Feinbier ab, ließ danach Cyrille Bella kaum Raum zur Entfaltung.
Freitag einer der Besten.
Danijel Stefulj: Ungewohnt offensiv auf der rechten Seite, spritzig und bissig. Hellwach beim 96- Führungstreffer.
Altin Lala: Beackerte Ahlens Marc Arnold, hatte den wendigen Spielmacher nicht im Griff. Mitunter jedoch gute
Impulse nach vorne.
Carsten Linke: Räumte hinten ordentlich ab, konnte sich auch vorne einschalten.
Steven Cherundolo: Rutschte für Nico Däbritz ins Team. Hatte mehr als einmal gegen Spörl das Nachsehen. Ein
Unsicherheitsfaktor.
Michel Dinzey: Überraschend von Ehrmantraut erneut in der Anfangself aufgeboten - erneut zu Unrecht. Scheint noch
nicht bemerkt zu haben, dass gegen Kälte Bewegung das beste Rezept ist.
Jan Simak: Gelegentliche Geniestreiche müssen nicht unbedingt zu Torerfolgen führen. Agierte unglücklich - das
war einfach zu wenig.
Daniel Stendel: Bemüht, aber selten effektiv. Lediglich zwei gute Szenen in Halbzeit eins sind nicht Beweis für große
Torgefährlichkeit.
Mourad Bounoua: Blieb nach seiner Einwechselung für Stefulj weitgehend wirkungslos.
Igoris Morinas: Hatte überhaupt keine Gelegenheit mehr, sich zu entfalten.
(Quelle: Neue Presse, 03.02.01)