Hannover 96

Saison 2000/2001, 15.Spieltag


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Borussia Mönchengladbach - Hannover 96 2:0 (1:0)


Mönchengladbach: Kamps (3) - Asanin (2), Pletsch (3), Korell (3,5) - Witeczek (3,5), Hausweiler (2), Osthoff (3,5), Demo (2,5), Nielsen (3), Korzynietz (3) - van Lent (4) / Trainer: Meyer

Hannover 96: Sievers (2,5) - Amadou (3,5), Dermech (5), Schäfer (4) - Bounoua (4), Stefulj (4), Linke (4,5), Dinzey (5) - Däbritz (4,5) - Simak (3,5), Stendel (5) / Trainer: Ehrmantraut

Eingewechselt: 75. Stassin für Nielsen, 82. van Houdt für Korzynietz, 87. ter Avest für Pletsch - 46. Morinas (4,5) für Stendel, 71. Cherundolo für Däbritz, 85. Keita für Amadou

Tore: 1:0 Dermech (30., Eigentor), 2:0 van Lent (89.) - Schiedsrichter: Sippel (München) - Zuschauer: 15 700 - Gelbe Karten: Stassin, Korell - Schäfer - Rote Karte: Witeczek (56., grobes Foulspiel), Dinzey (58., grobes Foulspiel)

(in Klamern die kicker-Noten)


96 lahmt bei den Fohlen - Dermech vergaloppiert sich
Zweite Niederlage hintereinander. Dinzey sieht Rot

Noch eine Pleite: Nach dem Pokal-Aus beim VfB Stuttgart (1:2) verlor 96 am Montag auch in Liga zwei - 0:2 in Mönchengladbach.

Borussias Abwehrspieler Sladan Asanin stellte im "Fohlen-Echo", dem Gladbacher Stadion-Magazin, Erstaunliches fest: "In der zweiten Liga", so analysierte er, "gibt es kein Mittelfeld." Wie jetzt? Keine defensives, kein offensives, nur Sturm und Abwehr? Er hat es wohl eher anders gemeint: Ein Teil der Zweitliga-Teams spielt um den Aufstieg, der andere gegen den Abstieg. img023964.jpeg (22843 Byte)

Am Montag schienen die in dieser Saison lange lahmen Mönchengladbacher Fußball-Fohlen 96 überrennen zu wollen. Asanin hatte schon in Minute fünf die erste große Chance, als er frei aus 15 Metern kräftig mit seiner Hufe gegen den Ball trat. 96-Torhüter Jörg Sievers hielt, auch beim Nachschuss von Arie van Lent reagierte er großartig. Im Gegenzug trabten die Borussen dann etwas zu gemächlich zurück, doch nach schnellem 96-Konter passte Daniel Stendel zu ungenau auf Michel Dinzey. Es sollte für lange die letzte 96-Chance bleiben. Das lag vor allem daran, dass 96 gestern in der Tat ohne Mittelfeld zu spielen schien. Das Team wurde in die eigene Hälfte gedrückt. Die 96-Profis kamen auch wegen ihres starren Abwehrsystems mächtig ins Rotieren und rannten verunsichert hinter ihren Gegenspielern her. So waren sie seit dem Saisonauftakt gegen Nürnberg (1:1) nicht mehr vorgeführt worden. Eine gute halbe Stunde lang aber machten die Gladbacher nichts aus ihrer Überlegenheit, und so half schließlich freundlicherweise ein 96-Profi aus. Nach einer scharfen Flanke von Korzynietz wollte Sievers schon zupacken, als Fahed Dermech noch seinen Kopf dazwischen hielt und den Ball in der Luft liegend ins eigene Tor beförderte. Die Fohlen-Fans fanden das 0:1 zum Wiehern. Dermech aber raufte sich die zum Zopf gebundene Mähne und war fortan schwer verunsichert.

Gladbach drückte weiter, doch 96 hatte die letzte Chance vor der Pause: Däbritz schoss jedoch frei aus 17 Metern Torhüter Kamps an. 96-Stürmer Stendel kam nach dem Seitenwechsel gar nicht mehr aus der Kabine. Er hatte eine Muskelverletzung im linken Oberschenkel erlitten, Morinas kam und mit ihm anfangs mehr Schwung. Den der frühere Bayern-Profi Witeczek wohl etwas bremsen wollte, als er gegen den davon springenden Bounoua austrat (55.). Er sah Rot, doch die 96-Überzahl währte nicht lange, weil Dinzey unnötig Hausweiler in die Parade fuhr und ebenfalls runter musste (57.). Zehn gegen zehn, nun gaben die Teams fürwahr das Mittelfeld auf. 96 wurde besser und immer dann gefährlich, wenn Simak sich versuchte. Es blieb jedoch bei Versuchen. Van Lent machte es besser. Der Gladbacher lief in Minute 89 frei auf Sievers zu und traf zum 2:0. Und so gab es die dritte 96-Pleite in dieser Zweitliga-Saison, die 96 kommenden Montag gegen St. Pauli wieder gutmachen kann.

Die Reaktionen:

96-Trainer Horst Ehrmantraut: Borussia war stark, die haben viel gepresst. Wir haben zu viele Fehler im Aufbauspiel gemacht. Wir haben trotzdem eine große Chance verpasst. Es wird sehr eng an der Spitze.

Mönchengladbachs Trainer Hans Meyer: Wir haben Hannovers Konterfußball verhindert und sind nicht blind reingelaufen.

Fahed Dermech: So ein Eigentor kann passieren. Wir müssen uns jetzt dringend wieder steigern.

Carsten Linke: Wir waren nicht nahe genug dran, haben zu wenig Chancen herausgearbeitet.

Oliver Schäfer: Wir haben es verpasst, mal die Bälle hinten zu halten, dadurch ist permanent Druck aufgekommen.

Mourad Bounoua: In der ersten Halbzeit waren wir viel zu ängstlich, keiner hat den Ball gefordert.

Die Einzelkritik:

Jörg Sievers: Wehe, wenn er gegen Gladbach spielt - dann hält der Torwart-Dino immer besonders gut. Diesmal konnte er anders als beim Pokaltriumph 1992 nur die Niederlage in Grenzen halten.

Fahed Dermech: Sein Kopfball ging nach hinten los. Das Eigentor verunsicherte den Libero.

Oliver Schäfer: In Ordnung gegen Osthoff, der im Sturmtrio von links kam.

Moudachirou Amadou: Hatte die schwierigste Abwehraufgabe gegen Arie van Lent. Der Stürmer machte aber sein Tor erst, als Amadou draußen war.

Mourad Bounoua: Trainer Ehrmantraut wählte auf rechts mit Bounoua die offensive Variante (statt Cherundolo). Bounoua machte in der ersten Halbzeit gar nichts. Holte aber die rote Karte gegen den Ex-Bayern-Profi Witeczek heraus, der gegen Bounoua die Notbremse zog.


Danijel Stefulj: Der Kroate schwächelt. Schon zuletzt in Stuttgart miserabel. Mit vielen Fehlern als linker Verteidiger gegen Junioren-Nationalspieler Bernd Korzynietz.

Carsten Linke: Im zentralen defensiven Mittelfeld auf Partnersuche. Die Gladbacher wechselten ständig die Positionen, Linke kam mit seinen Mitarbeitern nicht immer rechtzeitig hinterher.

Michel Dinzey: Diesmal auf halblinks im Mittelfeld. Mit wenigen pfiffigen Aktionen, aber auch mit einem blöden Foul gegen Hausweiler, nach dem er Rot sah.

Nico Däbritz: Vergab in der ersten Halbzeit die einzige 96-Torchance, versteckte sich ansonsten.

Jan Simak: Die Serie des Tschechen riss. Simak hatte in den vergangenen vier Partien getroffen. Diesmal war er gut abgeschirmt, aber noch einigermaßen gefährlich.

Daniel Stendel: Immer anspielbar. Griff sich kurz vor der Halbzeit an den Oberschenkel - Muskelfaserriss. Damit ist es bis zur Winterpause gelaufen für ihn.

Igoris Morinas: Mit nur einer guten Aktion, die zum Freistoß führte.

Steven Cherundolo: Braucht noch Zeit.

Salif Keita: Bewegte (sich) nicht mehr viel.

(Quelle: Neue Presse, 05.12.00)


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