Hannover 96

Saison 2000/2001, 14.Spieltag


Alemannia Aachen - Hannover 96 0:4 (0:3)


Alemannia Aachen: Schmidt (4) - Landgraf (5), Bashi (6), Heeren (5,5), Zernicke (5,5) - Lämmermann (4,5), von Ahlen (4), Berchthold (4), Inceman (4,5) - Diane (6), Xie Hui (5) / Trainer: Hach

Hannover 96: Sievers (2,5) - Amadou (3), Dermech (2,5), Schäfer (3,5) - Lala (2,5), Stefulj (3,5), Linke (3), Dinzey (1,5) - Däbritz (3,5) - Simak (2), Stendel (2) / Trainer: Ehrmantraut

Eingewechselt: 46. Müller (3,5) für Inceman, 72. Kienle für Heeren, 72. Rüppel für Berchthold - 66. Bounoua für Däbritz, 81. Cherundolo für Dinzey, 84. Molata für Stendel

Tore: 0:1 Dinzey (12.), 0:2 Stefulj (19.), 0:3 Stendel (30.), 0:4 Simak (72.) - Schiedsrichter: Schmidt (Stuttgart) - Zuschauer: 14 200 - Gelbe Karten: Müller, Bashi - Linke, Simak, Stefulj, Dermech - Rote Karten: Diane (87., Tätlichkeit) - Lala (87., Tätlichkeit)

(in Klammern die kicker-Noten)


Besonderes:


96 zündelt viermal, das wird heiß
Hannover wie ein Aufsteiger

So spielt ein Aufsteiger: 96 schoss schon wieder vier Tore. Nach dem 4:2 gegen Bielefeld gabs ein verdientes 4:0 in Aachen.

In Aachen haben sie ein Stadion, wie sie es in Hannover gerne hätten: keine lästige Laufbahn, die Zuschauer sitzen fast auf dem Rasen. Fußball zum Anfassen. Da kommt Stimmung auf. "Hier am Tivoli brennt die Luft", wusste auch 96-Trainer Horst Ehrmantraut. Wenn sie denn brannte, hatte 96 das Feuer ziemlich schnell gelöscht. Und gewissermaßen als Oberbrandmeister entpuppte sich einer, dessen Einsatz bis zuletzt ungewiss war: Daniel Stendel. Der war ständig auf Achse, schoss ein Tor und bereitete zwei andere vor. 

Aber wieder der Reihe nach. Nachdem das klitzekleine Aachener Feuer erloschen war (Markus van Ahlen schoss und köpfte zweimal knapp daneben), machte Hannover Dampf. Es brannte sogleich lichterloh im Alemannia-Strafraum. In der elften Minute schoben sich Stendel und Jan Simak den Ball in aller Ruhe zu, nach Simaks Schuss verwertete Michel Dinzey den Abpraller zum 1:0 für 96 - schon sein zweites Tor in dieser Woche. Und die Gäste legten noch eine Schippe drauf. Nach einer Kombination über Oliver Schäfer und Stendel lief plötzlich Danijel Stefulj allein aufs Aachener Tor zu, umkurvte auch noch Torwart Christian Schmidt - und traf zum 2:0 für 96 (18.).  Der dritte Treffer für den Besuch aus Niedersachsen fiel auch gleich - und zwar in der 29. Minute. Erst köpfte Simak, dann Stendel - drin. Damit hatte Hannovers Nummer neun nach mehr als zehn Stunden ohne Tor endlich wieder ein treffliches Erlebnis.

Nach dem Wechsel stand Hannovers Torwart Jörg Sievers zunächst wieder mehrmals im Brennpunkt, meisterte aber seine Aufgaben ausgezeichnet. Seine Vorderleute spielten vorübergehend auf Sparflamme - aber sie kämpften. Und verteidigten so ihren Vorsprung. Dann aber zündete 96 noch einmal einen Böller. Einen Konter schloss Simak nach Pass von Stefulj zum 4:0 ab (72.). Stefulj schoss dann noch ein Tor (78.), was aber wegen angeblichen Foulspiels vorher nicht gegeben wurde. Da ging Trainer Ehrmantraut wie ein HB-Männchen in die Luft, was ihm einen Platz auf der Tribüne einbrachte. Schon sein zweiter Platzverweis in dieser Saison (auch beim 2:0 in Mainz hatte er sich zu sehr aufgeregt). Auch Altin Lala und Aachens Taifur Diane sahen nach einer Rangelei noch Rot (88.). In diesem denkwürdigen Spiel war wirklich Feuer drin

Die Reaktionen:

96-Trainer Horst Ehrmantraut: Anfangs hatten wir ein bisschen Glück, dann haben wir die Tore gemacht. In der zweiten Halbzeit sind wir fahrlässig mit den Chancen umgegangen.

Aachens Trainer Eugen Hach: 96 ist durch tolle Konter in Führung gegangen. In der zweiten Halbzeit haben wir noch mal alles versucht.

96-Manager Wolfgang Levin: Eine überragende Leistung. Wir hätten zweistellig gewinnen können.

96-Stürmer Daniel Stendel: Ich hatte ein ungutes Gefühl, aber das Spiel ist doch gut gelaufen.

96-Torwart Jörg Sievers: Die erste Halbzeit lief richtig gut. In der zweiten haben wir dann um ein Gegentor gebettelt, aber nach dem 4:0 hatte sich das erledigt.

Die Einzelkritik:

Jörg Sievers: Fantastische Flugeinlagen, dazu ein kühler Kopf - Sievers hielt prächtig. 

Fahed Dermech: War da, wenn es brannte. 

Moudachirou Amadou: Stellte den flinken Chinesen Hui kalt, den Ehrmantraut mal zu seinem Ex-Klub nach Frankfurt holen wollte. 

Oliver Schäfer: Manndecker von Aachens Kapitän Diane, der sich meist ins Mittelfeld zurückfallen ließ. Schäfer musste so oftmals seinen Gegenspieler suchen, aber Diane fand in dem 96-Profi seinen Meister. 

Altin Lala: Von den Aachener Fans während der kompletten Partie ausgepfiffen, weil er in der vergangenen Saison dem Publikum angeblich den Stinkefinger gezeigt hatte. Lala blieb bis zur 88. Minute dennoch kühl und bissig. Sah dann aber Rot. 

Danijel Stefulj: Ein Tor erzielt, eins vorbereitet - und das als Gegenspieler des starken Aacheners Berchtold.

Carsten Linke: Kopf der Mannschaft. Fast jeder Abstoß wird auf den an der Mittellinie wartenden Linke gezirkelt. Allerdings vergab Hitzkopf Linke - der erneut wegen Meckerns Gelb sah - eine Riesenchance.

Michel Dinzey: So oft und lange hat er noch nie in seiner Karriere frei gestanden - Aachen ignorierte Dinzey, der dann auch das 1:0 erzielte. 

Nico Däbritz: Fiel nicht auf. 

Jan Simak: Der 96-Magier. Zauberte vorm 1:0 beim Doppelpass mit Stendel. Auch am dritten Tor beteiligt. Löste aber Schimpfkanonaden bei Ehrmantraut aus, als er den Ball über den Torwart lupfen wollte, sich aber verhob. Wenige Minuten danach war der Trainer zufrieden, Simak machte das 4:0. 

Daniel Stendel: An fast allen Treffern beteiligt. Deckte den Ball gut ab, verteilte ihn geschickt und traf auch mal wieder - riesige Partie. 

Mourad Bounoua: Fügte sich gut ein, vergab das 5:0. 

Michael Molata: Machte nichts falsch. 

Steven Cherundolo: Erster Einsatz in dieser Saison - fehlerfrei. 

(Quelle: Neue Presse, 25.11.00)


Startseite