Hannover 96 | Saison 2000/2001, 13.Spieltag |
Hannover 96 - Arminia Bielefeld 4:2 (3:1) |
Hannover 96: Sievers (2,5) - Schäfer (3), Dermech (2,5), Amadou (3) - Lala (2,5), Stefulj (3,5), Linke (3), Däbritz (3,5), Dinzey (3,5) - Simak (1,5) - Stendel (2) / Trainer: Ehrmantraut
Arminia Bielefeld: M. Hain (6) - Stratos (4,5) - Reinhardt (4,5), Borges (5,5) - J. Bode (5), Flock (4,5), Friedrich (5), Dammeier (4,5), Wück (4,5) - Labbadia (4,5), Wichniarek (5) / Trainer: Möhlmann
Eingewechselt: 68. Molata für Däbritz, 76. Touré
für Stendel, 90. Rose für Touré - 25. Klitzpera (4,5) für Borges, 58. M. Weissenberger
(4) für
Wück, 70. Aracic für Stratos
Tore: 1:0 Simak (1.), 1:1 Labbadia (5.), 2:1 Simak (16.), 3:1 Dinzey
(40.), 4:1 Linke (71.), 4:2 Wichniarek (86.) - Schiedsrichter: Perl
(München) - Zuschauer: 12 050 - Gelbe Karten: Dinzey,
Stefulj - Stratos, Wichniarek
(in Klammern die kicker-Noten)
Zauberfußball, der Magier heißt
Simak
Vier Traumtore gegen
Bielefeld, die Fans jubeln lieber vorm Fernseher
Vier Traumtore gegen Bielefeld, die Fans jubeln lieber vorm Fernseher 96 verzauberte
mit einem 4:2 gegen Bielefeld die Fans. Das Team schoss sich auf den zweiten Platz
zurück.
Wo war eigentlich Eugen Hach? Mit Gladbachs Hans Meyer und Fürths Uwe Erkenbrecher waren
gestern die Trainer von zwei der drei kommenden 96-Gegner zum Spionieren gekommen. Aachens
Hach wird es sich daheim mit Chips und Bier vor dem Fernseher (DSF übertrug live)
gemütlich gemacht haben. Wie so viele 96-Fans auch. Enttäuschend, dass nur 12.050
Zuschauer zum Hit gegen Bielefeld ins Stadion gekommen waren. Sie aber erlebten eine
nahezu perfekte Show, die schon nach 28 Sekunden ihren ersten Höhepunkt hatte: Bielefelds
Torhüter Mathias Hain konnte einen Schuss von Carsten Linke nicht festhalten, Jan Simak
drückte den Ball über die Linie - ein Blitzstart. Bielefeld ließ sich zunächst nicht
erschüttern, nur vier Minuten später hatte auch Bruno Labbadia einen lichten Moment, als
die 96-Abwehr ein wenig unsortiert dastand. Er brachte den Ball zum Ausgleich ins Tor. Der
Spaß sollte weitergehen. Attraktiven Fußball hatte 96-Trainer Horst Ehrmantraut
versprochen, seine Profis setzten die Vorgabe um. Sie rissen das Spiel wieder an sich,
kombinierten phasenweise fabelhaft im Mittelfeld und trafen schnell zum 2:1: Jan Simak
wuchtete den Ball in Minute 16 mit links über Bielefelds Torhüter ins Netz - ein
Traumtor, das die zuvor noch sitzenden Fans von den blauen Schalen riss. Es war der dritte
Saisontreffer für den jungen Tschechen. Der technisch brillante U-23-Nationalspieler
glänzte als Stürmer und Spielmacher zugleich. Den Pass vorm 3:1 aber spielte Altin Lala:
Zur Stelle war Michel Dinzey, der seinen Treffer feierte, als hätte er das Golden Goal
bei der WM geschossen. Wild mit den Armen rudernd hüpfte er vor der Tribüne auf und ab,
der Frust der vergangenen Wochen entlud sich offensichtlich.
Nach der Pause schien Bielefeld die Partie noch einmal wenden zu wollen. 96 aber hielt dagegen, und Nico Däbritz hätte in der 55. Minute alles klarmachen können, als er allein auf das Bielefelder Tor zulief, aber danebenschoss. Dann aber kam wieder ein Auftritt von Simak, er drehte sich wie ein Brummkreisel und hob den Ball über die Bielefelder Abwehr hinweg. Carsten Linke verwertete die schöne Serviceleistung mit einem Volleyschuss zum 4:1. Dass Bielefeld durch Wichniarek noch verkürzte, störte Hannovers Fans nicht. "Erste Liga, 96 ist dabei", sangen sie. Davor stehen aber noch 21 Spiele in Liga zwei, das erste davon am Freitag. Dann sehen wir in Aachen auch Herrn Hach.
Die Reaktionen:
96-Trainer Horst Ehrmantraut: Das war ein tolles Fußballspiel mit einer tollen ersten Halbzeit. Wir haben viel Druck und Dynamik nach vorn entwickelt, sind in der ersten Halbzeit vielleicht sogar ein zu hohes Tempo gegangen. In der zweiten Halbzeit war die Luft ein bißchen raus.
Bielefelds Trainer Benno Möhlmann: Wir wollten hinten stabil stehen, und das hat schon in der ersten Minute nicht geklappt. Wir konnten uns aus dem Pressing einigermaßen befreiten. Aber der Sieg geht für 96 in Ordnung.
96-Profi Altin Lala: Endlich haben wir mal unsere Chancen genutzt.
Ex-96-Profi Bastian Reinhardt: 96 steht zu Recht dort oben.
Fahed Dermech: Die Mannschaft hat Charakter bewiesen.
Carsten Linke: Mein Sohn Marvin wird acht, da war dieses Tor ein wunderschönes Geschenk für ihn.
Die Einzelkritik:
Jörg Sievers: Wenn die Abwehrkollegen bei Freistößen und Ecken auch noch so wackelten, Sievers stand kühl wie ein Eisberg.
Fahed Dermech: Solider Abwehrchef. Stopfte die Löcher, rückte oft ins Mittelfeld auf. Scheiterte mit einem Kopfball, den Torwart Hain gerade noch aus dem Winkel boxen konnte.
Oliver Schäfer: Mußte gegen den quirligen Wichniarek eine schwere Aufgabe lösen. Das gelang beim Bielefelder Treffer zum 4:2 nicht.
Moudachirou Amadou: Sollte Bruno Labbadia stoppen. Das schaffte Amadou beim 1:1 nicht. Ansonsten war der 28-Jährige meist schneller am Ball als der Bielefelder Kapitän.
Altin Lala: Riesige Partie des kleinen Albaners. Wuselig und flink auf der rechten Seite, bereitete das 3:1 vor.
Danijel Stefulj: Gemeinsam mit Linke der Sicherheitsdienst im Mittelfeld. Sorgte dafür, daß die Bielefelder nicht allzu oft in den 96-Strafraum einbrachen.
Carsten Linke: Starke Leistung. Ganz Wichtig fürs Team er gewann sehr viele Kopfballduelle. Sensationell sein 4:1.
Michel Dinzey: Fühlte sich wohl sehr erleichtert nach seinem ersten Tor für 96 zum 3:1, er jubelte wie verrückt. Und drehte danach auf.
Nico Däbritz: Die Zentrale im offensiven Mittelfeld. Legte den Hebel oft im richtigen Moment um, spielte gute Pässe. Vergab einmal freistehend.
Jan Simak: Überragend. Hatte in Mainz sein erstes Punktspiel-Tor für 96 erzielt. Gestern legte Simak zweimal nach. Bielefelds Trainer Möhlmann tauschte danach Gegenspieler Borges gegen Klitzpera aus.
Daniel Stendel: Bemüht, er konnte sich im Duell gegen Ex-96-Profi Bastian Reinhardt aber nicht durchsetzen.
Michael Molata: Passte sich ins gute Spiel ein.
Sherif Touré: Überdreht, verspielt, leichtsinnig. Ein- und gleich wieder ausgewechselt. Die Höchststrafe. Gibt ein Donnerwetter von Ehrmantraut.
(Quelle: Neue Presse, 21.11.00)