Hannover 96 | Saison 2000/2001, 11.Spieltag |
Hannover 96 - MSV Duisburg 0:2 (0:0) |
Hannover 96: Sievers (3) - Schäfer (3) , Dermech
(2,5), Stefulj (3) - Lala (4), Linke (3,5), Däbritz (4), Simak (4), Dinzey (4) - Stendel
(4), Morinas (4) / Trainer: Ehrmantraut
MSV Duisburg: Stauce (1,5) - Wohlert (3), Steffen (3), Kovacevic (3) -
Wolters (2,5), Drsek (4), Zeyer (3,5), Liebers (4) - H. Sarpei (3) - Policella (3),
Güvenisik (4) / Trainer: Eichkorn
Eingewechselt: 45. Bounoua (3,5) für Däbritz, 59.
Ullmann (4) für Dinzey, 65. Molata für Simak - 63. Közle für Güvenisik, 78. Hoersen
für Policella, 89. Keidel für Zeyer
Tore: 0:1 Kovacevic (49, Foulelfmeter, Lala an Sarpei), 0:2 Linke (73.,
Eigentor) - Schiedsrichter: Kammerer (Karlsruhe) - Zuschauer:
13 337 - Gelbe Karten: Dinzey, Lala, Linke - Güvenisik, Policella,
Steffen
(in Klammern die kicker-Noten)
Serie reißt, aber Fans haben
96-Verlierer lieb
Dummer Elfmeter und Eigentor, Ehrmantraut gelassen
Hatten sie wirklich verloren? Sie ließen sich abklatschen und
feiern, fast wars wie nach dem Pokaltriumph am Mittwoch gegen Rostock. "Wir sind
stolz auf unser Team", texteten die 96-Sänger aus der Nordkurve dazu. "Hut ab,
die Fans waren riesig", lobte Carsten Linke.
Als die Kollegen schon im Bauch des Niedersachsen-Stadions verschwunden waren, hockte
Fahed Dermech noch immer an der Mittellinie. Sein Blick schwenkte umher, ab und zu trank
er aus der Flasche mit dem Mineralgetränk. An dem ausgemergelten Gesicht des Liberos
ließ sich das 96-Elend ablesen: Dermech hatte aus seinem Körper herausgepresst, was nur
rauszuholen war - und doch hatte es nicht gereicht. "Ich kann die Jungs nicht
niedermachen, sie haben alles versucht",
zeigte sich Horst Ehrmantraut ungewohnt nachsichtig. Der 96-Trainer wirkte wie ein Vater,
der seine Kinder vor schimpfenden Nachbarn beschützt, nachdem ein Ball in deren
Fensterscheibe geflogen war. Wahrscheinlich will Ehrmantraut aber auch nur verhindern,
dass noch mehr zu Bruch geht. Diese Niederlage soll keinen Knacks geben, darauf hoffen die
Verlierer. "Wir ruhen uns jetzt richtig aus und dann läuft es wieder", meint
Altin Lala.
Aber das 0:2 war ein Dämpfer für die Mannschaft, die zuvor in sieben Pflichtspielen
unbesiegt geblieben war. Vermutlich hätten sich die 96-Profis auch am Sonnabend als
Sieger vom Rasen getrollt, wenn Daniel Stendel nicht viermal freistehend vorm Duisburger
Tor versagt hätte. Schon in der dritten Minute nahm er eine Kopfballvorlage von Igoris
Morinas direkt, doch er kam nicht am starken Torwart Stauce vorbei. Dieser Volley-Versuch
aus 15 Metern war noch der schwierigste für Stendel, einen Treffer zu landen. In der 14.
Minute drosch er den Ball aus sieben Metern drüber, in der 35. aus fünf Metern. Der
26-Jährige hatte alles richtig gemacht, sich nach einem Einwurf von Michel Dinzey schön
um Duisburgs Kovacevic gedreht - und dann traf er doch wieder nur Stauce.
In der 61. der vierte Versuch. "Er steht zentral und kann alles machen, rechts, links weiterlaufen", ärgerte sich Ehrmantraut über den Fehlschuss.Die Duisburger hatten in der ersten Halbzeit gar nicht erst versucht, ein Tor zu erzielen. Zerstören und Zeit schinden, die Malocher aus dem Ruhrpott hatten ihr Strafraum-Revier zubetoniert. Und doch gingen sie durch einen unberechtigten Elfmeter in Führung (49.). Nach Ansicht der Fernsehbilder sollte Altin Lalas Version als die richtige gelten. "Sarpei reißt mich am Trikot, ich klemme seine Hand mit dem Oberarm ein, dann lässt er los und fällt hin." Lala gestand immerhin, "das war dumm von mir". Kovacevic ließ Sievers keine Chance. Blöd auch, wie das 0:2 fiel (72.). Linke legte erst Policella vor, griff sich an den Kopf, rannte auf die Linie und drückte den Ball schließlich mit der Hüfte ins Netz. "Unglücklich", gab der 35-Jährige zu - so wie die komplette Partie für 96 gelaufen war. Überraschend nur, dass die ansonsten so kritischen Fans darüber nicht richtig unglücklich waren. Kein lauter Ärger, keine Pfiffe - auch die Spieler konnten stolz sein auf dieses Publikum.
Die Einzelkritik:
Jörg Sievers: Kollege Heinz Müller wartet auf
Fehler von Sievers, damit er wieder in den Kasten darf. "Er hat keine gemacht",
gab Müller richtig zu. Vielmehr rettete Sievers auch noch zweimal gegen freistehende
Duisburger.
Fahed Dermech: Überragend. Lief die Bälle ab, gewann jeden Zweikampf,
sein Wille, doch noch den Sieg zu erzwingen, war bis auf die Tribüne zu spüren.
Oliver Schäfer: Erstmals nach der Gelb-Rot-Sperre wieder dabei. Aus dem
Tritt, viele Fehlschläge.
Danijel Stefulj: Müde und unkonzentriert, der Dauerläufer braucht
Erholung.
Altin Lala: Zu dumm beim Elfmeter, sonst aber einer der Besseren.
Carsten Linke: Eigentlich gut, mit zwei schönen Vorlagen für Stendel -
aber ärgerlich das Eigentor zum 0:2.
Michel Dinzey: Kraftloser Irrläufer.
Nico Däbritz: In der Zentrale mit vielen Schaltfehlern, am Fußgelenk
leicht verletzt.
Jan Simak: Der Spielmacher nach rechts außen versetzt. Drängte zu oft
in die Mitte, wo sich schon mehr als genug 96-Kollegen ballten.
Daniel Stendel: Der Knipser findet den Schalter nicht. Wie viele Chancen
braucht Stendel für ein Tor? Jedenfalls mehr als vier, die er gegen Duisburg vergab!
Igoris Morinas: Harmlos, kommt an keinem Gegenspieler vorbei.
Mourad Bounoua: Erst auf rechts, dann links. Zwang mit schönem Schuss
(83.) Torwart Stauce zum Rettungsflug.
Mirko Ullmann: Bulle Ulle packte die Chance nicht bei den Hörnern.
Michael Molata: Zuletzt zweimal guter Libero, überraschend nur
eingewechselt. Testete mit starkem Schuss (84.) Torwart Stauce.
(Quelle: Neue Presse, 06.11.00)