Hannover 96

Saison 2000/2001, 5.Spieltag


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Hannover 96 - SV Waldhof Mannheim 3:0 (0:0)

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Hannover 96: Sievers (2,5) - Amadou (4), Ballwanz (4,5), Schäfer (4) - Stefulj (4,5), Linke (4,5), Dinzey (5), Rose (4,5), Lala (4) - Stendel (4,5), Morinas (4,5) / Trainer: Ehrmantraut

SVW Mannheim: Hollerieth (4) - Kies (4), Pasieka (4,5), Boukadida (5), Teber (4,5) - Cissé (4,5), Balitsch (5), Montero (3,5), Rehm (5) - Vincze (-), Vata (4) - Trainer: Rapolder

Eingewechselt: 46. Bounoua (1,5) für Dinzey, 79. Touré für Morinas, 89. Molata für Schäfer - 28. Boehnke (5) für Vinzce, 60. Maier (4,5) für Boehnke, 67. Fickert für Teber

Tore: 1:0 Morinas (58.), 2:0 Bounoua (75.), 3:0 Bounoua (89.) - Schiedsrichter: Scheppe (Wenden) - Zuschauer: 8 567 - Gelbe Karten: Lala, Amadou - Vata, Balitsch, Boukadida, Fickert - Gelb/Rote Karte: Rehm (65. wiederholtes Foulspiel)

(in Klammern die kicker-Noten)


So kommt 96 wieder in Mode

Endlich. Hannover 96 hat den ersten Heimsieg dieser Saison geschafft: 3:0 gegen Mannheim. Schönen Fußball gabs aber nur in Hälfte zwei. Fahed Dermech trug Braun statt Rot. Im Designer-Anzug, den dunklen Schopf wie Karl Lagerfeld zum Zopf gebunden, schlenderte er kurz nach 18 Uhr zum Stadioneingang. Der modebewusste Tunesier hätte zu dieser Zeit lieber bei seinen Kollegen in der Kabine gesessen, doch "es hat wieder gestochen in der Leiste". Wegen der Adduktorenprobleme hatte Trainer Horst Ehrmantraut auf seinen Abwehrchef verzichtet.

Also musste Holger Ballwanz rauf auf den Laufsteg Niedersachsen-Stadion, der gestern nur mäßig beleuchtet war - ein Trafo war durchgeschmolzen, einer der vier Flutlichtmasten blieb dunkel. Leider war auch die 96-Präsentation stark unterbelichtet, was nicht allein an Ehrmantrauts extravagantem Modell im offensiven Mittelfeld lag: Dort bemühte sich Carsten Linke, Däbritz saß nur auf der Ersatzbank. Dass es den 96-Darbietungen in Liga zwei an Eleganz fehlt, sind wir ja schon gewohnt, gestern aber wars lange Schmuddelfußball. Hannovers Profis schienen völlig verunsichert, Hannovers Fans litten leise vor sich hin. Die wenigen Chancen in Hälfte eins sind schnell aufgezählt: Morinas schoss mit links, Hollerieth hielt (11.); Teber schoss mit rechts, Sievers musste nicht halten, weil der Ball übers Tor strich (18.); schließlich schoss Cisse, und Sievers musste doch eingreifen - der Ball sprang an den Pfosten und zurück. Das wars, und zur Pause wurden die Fans dann doch laut: Es gab ein Pfeifkonzert.

Ehrmantraut reagierte, brachte Bounoua für Dinzey, und 96 hatte gleich einen lichten Moment: Rose schoss wuchtig mit links, Hollerieth ließ den Ball klatschen, doch Morinas köpfelte zu verhalten. In der 58. Minute machte es der Litauer besser: Nach feinem Zusammenspiel mit Lala traf Morinas zum 1:0 (58.) - es war die erste schöne 96-Kombination, aber nicht die letzte an diesem Abend. Die Mannheimer dagegen blieben harmlos, was auch daran lag, dass sie auf ihren gefährlichen Spielmacher Vincze seit der 28. Minute wegen einer Verletzung verzichten mussten. Ab der 65. waren sie gar nur noch zu zehnt. Rehm hatte Lala wiederholt gefoult, es gab Gelb-Rot. Nun fand die 96-Herbstkollektion auch das Gefallen der Fans. Vor allem Bounoua trieb seine Mitspieler an, in Minute 75 krönte er seine Leistung mit dem 2:0. Und kurz vor Schluss setzte Bounoua noch ein hübsches Häubchen drauf - 3:0.

Die Reaktionen:

96-Trainer Horst Ehrmantraut: Zum Glück hat Waldhof nicht gemerkt, dass wir in der ersten Halbzeit von der Rolle waren. Mit Beginn der zweiten Halbzeit sind wir effektiver geworden, haben mehr Selbstbewusstsein gezeigt. Das Ergebnis ist zu hoch ausgefallen.

Mannheims Trainer Uwe Rapolder: Wir spielen in dieser Saison gegen den Abstieg, alles andere ist Träumerei. Die Enttäuschung ist riesengroß.

Mourad Bounoua: Ich habe meine Stärken in der Offensive, die konnte ich heute ausspielen.

Holger Ballwanz: Die erste Halbzeit war grottenschlecht, in der zweiten sind wir dann in die Zweikämpfe gegangen, haben schneller nach vorne gespielt.

Jörg Sievers: Irgendwann haben wir Ordnung bekommen, und dann liefs besser. Es war ziemlich ruhig für mich.

96-Klubchef Martin Kind: Gut, dass ein Spiel zwei Halbzeiten hat. Die erste war schlecht, die zweite sehr gut.

Die Einzelkritik:

Jörg Sievers: Rettete die Nullnumer in die Halbzeit, weil er einen Schuss von Cisse noch an den Pfosten boxte. Danach arbeitslos.

Holger Ballwanz: Durfte für den verletzten Fahed Dermech ran, sollte vor den Manndeckern kreativ sein. Stolperte aber nur verunsichert über den Platz, seine Zuspiele hatten die Gegner-Garantie - den Mitspieler erreichten sie jedenfalls nicht.

Moudachirou Amadou: Sein Gegenspieler Selim Teber zog ihn aus der Mitte auf die ungewohnte rechte Seite rüber. Ungewohnt auch einige Fehler, die Amadou unterliefen.

Oliver Schäfer: Hatte mit Vata den besten Mannheimer Stürmer zu stoppen. Schäfer ließ ihm keine Chance.  Altin Lala: Zuerst von der Rolle. Gut dann jedoch beim Doppelpass mit Morinas vorm 1:0.

Danijel Stefulj: Eröffnete die Partie gleich mit einer Vorlage für die Balljungen mit der Picke ins Seitenaus. Haute danach auch viel zu häufig daneben. So, als er freistehend Torwart Hollerieth anschoss, statt auf Stendel zu passen, der den Ball ins leere Tor hätte schieben können.

Carsten Linke: Sollte in Ehrmantrauts Plan so etwas wie der Spielmacher sein und auch als Teilzeitstürmer mit angreifen. Das ging voll daneben, Linke fiel außer durch Fehlpässe nurdurch Reklamieren auf.

Marco Rose: Die erste Halbzeit überhaupt für 96 sollte er ganz schnell vergessen - das war gar nichts. Begann zur zweiten mit einem starken 20-Meter-Schuss, der fast zum 1:0 geführt hatte und steigerte sich.

Michel Dinzey: Linksaußen im Drei-Spitzen-System. Nicht mal seine schlechteste Leistung im dritten Spiel für 96. Trotzdem bestrafte ihn der Trainer zur Halbzeit mit der Auswechslung. Ehrmantraut hätte auch jeden anderen rausnehmen können.

Daniel Stendel: Rechtsaußen im Sturm-Trio - überraschende Variante. Eigentlich kommt Stendel in der Zentrale am besten klar. Erste Hälfte abgetaucht - zweite nicht viel besser.

Igoris Morinas: Eine gute Aktion zu Beginn, dann stülpte er die Tarnkappe über. Nahm sie erst wieder ab vor seinem Treffer zum 1:0.

Mourad Bounoua: Gewinner der Gurkerei in der ersten Hälfte. Brachte Pfeffer in die Partie - mit Bounoua kam der Aufschwung und seine zwei Tore.

Sherif Touré: Der 96-Aufsteiger. Bei der Reserve meist nur Ersatz, aber bei den Profis durfte er schon mal ran. Darf wiederkommen.

Michael Molata: Fehlerfrei beim Ein-Minuten-Einsatz.

(Quelle: Neue Presse, 16.09.00)


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